Johnson hat den Putsch niedergeschlagen

So schnell kann es gehen – vor anderthalb Wochen ein Pilot, dessen Auftreten in den Alpen nicht den geringsten Zweifel aufkommen ließ, dass er seine Maschine jederzeit unter Kontrolle hat, befindet sich Boris plötzlich im Sturzflug, der zwar nicht so atemraubend wie jener eines Stukas aussieht, dafür es aber mit dessen Lautstärke locker aufnehmen kann. Dass er nicht in einer Stuka sitzt, sondern ein klobiges Flugzeug steuert, liegt an dem gebrochenen „Versprechen“, wegen seiner Corana Erkrankung abnehmen zu wollen (hat er je eines erfüllt?). Ganz so dramatisch, wie die Eilmeldungen vermuten ließen, scheint es doch nicht zu werden, denn einen seiner Minister, die heute ihre Kündigung eingereicht haben, hat er schon ersetzt. Nun braucht er nur noch einen Mann für Sunak, der sich in letzter Zeit ziemlich zugeknöpft gab, so dass Johnson über dessen Rücktritt nicht traurig sein dürfte, bietet sich doch nun die Chance, mehr Geld, dass viele angesichts der hohen Energiekosten dringend gebrauchen können, auszugeben. Sicherlich würde er das Amt des Finanzministern gerne selbst übernehmen. Das würde Johnson erlauben, nach Belieben schalten und walten zu können. Das ist wohl das Letzte, was die „Backbencher“, die wohl hinter dem Coup, stehen, beabsichtigt haben – ein Putsch, der Boris nicht zur Aufgabe seines Postens zwingt, sondern ihn nur stärker macht. Danach sieht es im Augenblick aus. Johnson lässt sich nicht beeindrucken. Den Putschisten wird nichts anderes übrig bleiben, als ihm im Parlament ihre Zustimmung zu verweigern. Aber trauen sie sich das? Wohl kaum. Die Tories sind nach dieser missglückten Aktion mehr denn je von Boris abhängig. Die „Backbencher“ werden hinter ihm hertrotten müssen, auch weil sie keinen haben, der ihn ersetzen kann. Sollte Sunak gehofft haben, Premier zu werden, kann er das nach seinem verpufften Rücktritt endgültig vergessen. Vermutlich bräuchte Johnson nicht mal Neuwahlen zu fürchten.

PS: Johnson hat auf eine Personalunion verzichtet – neuer Chancellor ist Zahawi, der das Marktforschungsunternehmen YouGov gegründet hat, jedoch in Finanzfragen ziemlich unbeleckt zu sein scheint, was ganz nach dem Geschmack Boris’ sein dürfte. Für britische Staatsanleihen gibt es bald wieder richtige Zinsen.

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