Der Mensch wächst mit seine Aufgaben, bei Trump jedoch scheinen diese, je länger er im Amt ist, dessen Fähigkeit, für Chaos zu sorgen, zu schärfen, denn sein jüngsten Vorschlag, Putin bzw. Russland wieder in die Runde der großen Wirtschaftsnationen aufzunehmen, stellt angesichts vieler unsinniger Projekte, die er angekündigt hat, umsetzen zu wollen – und das teilweise auch schon getan hat – (Mauer an Mexikos Grenzen zu den Staaten, Kündigung des Atom-Abkommens mit dem Iran), ein Quantensprung, den kaum jemand ihm zugetraut hätte, dar. Die Zukunft wird zeigen, ob er dieses Niveau halten kann. Putin wieder in den Klub der Privilegierten aufnehmen zu wollen, ist jedenfalls das Beste (und Originellste), was ihm bisher in seiner Amtszeit eingefallen ist. Ein Schachzug, der nur Könnern vorbehalten ist. Während aber beim Schach jeder Gegner wohlüberlegt retourniert hätte, haben die Europäer mit Ausnahme der Italiener sich nicht getraut, Bauer, Turm, Läufer, Pferd oder Dame (ich überlasse es den Schachspielern, zu entscheiden, mit welcher Figur Trump seinen halsbrecherischen Vorstoß gewagt haben könnte) zu schlagen. Statt sich die Schachfigur der Wahl zu holen, sind die Europäer bei ihrer starren Verteidigungstaktik, nämlich Russland wegen seiner angeblichen Annexionen weiter auszuschließen, geblieben. Trump war klar, dass Merkel und Co. ihren Standpunkt nicht ändern würden. Deshalb konnte er auch so tun, als ob er gerne jemanden in der Runde hätte, der die Zollerhöhungen auf Stahl und Aluminium als versteckte Sanktionen bezeichnet hat. Ein Einlenken hätten aus dem G6 zu 1 ein G7 plus 1 gemacht – Trump wäre beim nächsten Mal noch mehr unter Druck geraten. Die Europäer haben es versäumt, sich einen Verbündeten ins Boot zu holen. Vermutlich kommt die Ablehnung der Europäer Putin ganz recht an – sobald sich die beiden Freude wieder versöhnt hätten, was nach der nächsten Wahl nicht ausgeschlossen ist, wäre er wieder zum Buhmann degradiert worden. Wenn sich zwei, die sich mögen, streiten, bleibt man lieber weg. Stattdessen läuft es nun darauf hinaus, dass das Schicksal des Welthandels von der „mächtigsten Lady der Welt“ (so hat, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, Trump Merkel gestern genannt) abhängt – er wartet darauf, was unsere Bundeskanzlerin ihm in Sachen Handelsbilanzreduzierung anzubieten hat. Da sie in Quebec ihm nichts vorlegen kann, lässt er den Gipfel einfach platzen. Man muss kein Prophet, um zu verkünden, dass die nächste Zollerhöhung bald kommen wird. Alles hängt nun von Merkel ab. Ich hätte auch schon einen Vorschlag, wie sie Trump versöhnlich stimmen könnte – nämlich indem sie die Bundesbürger fragt, welches amerikanische Produkt er besonders mag. Ich hoffe, dass Büffelfleisch so weit vorne landet, dass Altmaier nichts anderes übrig bleibt, als dieses in großen Mengen zollfrei zu importieren. Als es allen in den USA fast allen noch richtig gut ging, hätte ich nur welches von den Natives gegessen. Heute bin ich nicht mehr so wählerisch.
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