Im Ersten hört man schwer (von Zeit zu Zeit)

Was ich immer schon über Hipster wissen wollte, bisher aber nicht gefragt habe, weil immer dann, wenn Brad Pitt als Held im Kino zu sehen ist, niemand mir erklärt hat, was einen Hipster auszeichnet und woran ich ihn erkenne – ausgerechnet am Neujahrestag hat sich besagte Konstellation, die so rar wie eine totale Sonnenfinsternis (alle 375 Jahre) ist, eingestellt. Ich hatte mich schon mit damit abgefunden, am Abend endgültig Abschied vom lässigen und immer ein wenig aufsässigen Kino-GI zu nehmen (zum Glück kommen ja des öfteren alte Filme im Fernsehen), als ich auf einen Artikel mit dem Titel „Zwei Hipster für Weimar“ stieß. Als ich dem Text entnahm, dass die beiden ab 20:15 Uhr bei der ARD zu sehen seien, war mir klar, dass es mir dank der Klassiker, von denen es in Weimar nur so wimmelt, möglich sein wird, herauszufinden, wie Hipster ticken. Nur aus dem Gegensatz. Leider hat sich das als Reinfall erwiesen. Schon nach einer Viertelstunde habe ich mich auf Brad gefreut. Leider war es da schon zu spät bzw. war ich zu deprimiert, um die Wohnung zu verlassen. Hat sich nach Weimar wieder jemand, der seine Gesprächspartner und Zuhörern quält, verirrt? Nach Goethe, der übelst „hesselte“ (eine Tortur für die Ohren), nun Nora „Nuschel“ Tschirner. Ich habe nur die Hälfte von dem, was sie von sich gab, verstanden. (Da ich keine Lust hatte, die Neujahreswünsche der Nachbarn im Befehlston entgegenzunehmen, habe ich darauf verzichtet, lauter zu drehen.) Während der Geheimrat nichts für sein Hessisch konnte, muss sich Tschirner sich das Nuscheln von jemanden abgeguckt haben (wer den Namen weiß, kann bei lotto.de anfragen, ob die sein Wissen honorieren könnten). Bei MTV hat sie jedenfalls noch deutlich gesprochen. Anders als bei Moser, dessen Nuscheln in seinem Naturell lag, hat sie daraus eine Waffe gemacht – wer mich nicht versteht, ist halt blöd. Nuscheln als Ersatz für Schlagfertigkeit, Geist, Witz und Humor. Das ist auch ein Weg, immer das letzte Wort zu haben. Widerstand ist völlig zwecklos. Meistens ist der schon nach wenigen Minuten gebrochen. Der zweite Hipster (Uhlmann) spricht etwas deutlicher. Mehr konnte ich nicht über Hipster in Erfahrung bringen. Ziemlich dürftig, zumal der Film auch nicht besonders war. Einzig eine ehemalige Vorgesetzte Krauses (das ist der Polizist, der nach der Wende nur die Uniform zu wechseln brauchte – Hund, Helm und Motorradgespann hat er behalten dürfen) hat mich überzeugt. Zu meinem großen Bedauern lässt sich anhand der beiden nicht sagen, ob alle Hipster einen Sprachfehler haben. Im Gegensatz zu Punkern, Hippies und Gruftis können die Hipster weiter darauf hoffen, von mir nicht erkannt zu werden. Der Wald mit den vielen Bäumen eben.

Nun ist es amtlich, was ich vorgestern angedeutet habe – die Schmuggler haben eine neue Methode gefunden, die Menschen nach Europa zu schleusen. Kleinere Frachter (Küstenmotorschiffe), die von den Besatzungen in der Nähe der Küste verlassen werden, bringen sie zum alten Kontinent. Wenn die Mannschaft von Bord ist, bekommt die Küstenwache die Information, dass ein führerloser Seelenverkäufer auf das Land zusteuern würde. Aufgabe der Behörden ist es dann, das Schiff unter Kontrolle zu bringen. Diese „Arbeitsteilung“ funktioniert nur, wenn genügend Kräfte bereitstehen, die Menschen zu retten. Sollten die Banden den „richtigen Rhythmus“ finden, also die Seenotreeder ohne größeren Schwierigkeiten die Kontrolle über die Boote erlangen, kann nur ein Mangel an Schiffen den Flüchtlingsstrom stoppen.

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