Fernsehen nach Wunsch

Wenn ich nicht wüsste, dass es geraume Zeit bedarf, einen Werbespot zu drehen bzw. jemand, der bekannt ist, für einen Dreh zu gewinnen, hätte ich vermutlich geglaubt, mein Blog würde eifrig von PR-Leuten gelesen werden, denn nachdem ich schrieb, dass den Volksklub Schalke 04 auch Karl Lagerfeld führen könnte, liefen im Fernsehen Spots, in denen er für VW und Sky warb. Gut möglich, dass diese schon vor meinem Beitrag zu sehen waren, jedoch müssen mit sie entgangen sein, was auch ganz verständlich wäre, schrieb ich da doch noch nicht über ihn. Aber als Blogbetreiber ist es nun einmal meine „Pflicht“, zu vermuten, mein Artikel könnte zu dessen plötzlicher Volksnähe beigetragen haben, womit ich eigentlich nur Arsene Wengers Einschätzung, der darauf angesprochen, ob das Team seines Erzrivalen Ferguson (Manu) wirklich so gut sei, wie dieser glaube, antwortete, dass jeder Mann denken würde, er habe die hübscheste Frau zu Hause (wörtliche Übersetzung), bestätige, wobei einige ältere Männer, die es nicht geschafft haben, zwei oder drei Mal in ihrem Leben zu heiraten, darum auch schon 50 Jahre lang mit der gleichen Frau verheiratet sind, dessen Erkenntnis energisch bestreiten werden. Sonderlich viel aus den beiden Spots blieb in meinem Gedächtnis nicht hängen – im VW-Spot spielte die Wolfsburgs Provinzialität eine Rolle, während aus der Sky-Werbung bei mir nur seine Bemerkung, er könne sich zu jeder Zeit die Sendungen anschauen, darum das Angebot auch mehr als Fernsehen bezeichnet werden könne, haften blieb. Das fand ich höchstinteressant, stellt das doch eine völlige andere, jedoch nicht neue Art des Zuschauens dar, denn Fernsehen on demand gibt es schon länger, nur eben nicht im Fernsehen, sondern im Internet. Für mich, der weder einen Videorekorder noch einen DVD-Player besessen hat, wäre es etwas völlig Neues, gezielt Filme, egal wie und woher, zu ordern, um sie mir irgendwann anzusehen. Komischerweise bin ich nicht sonderlich daran interessiert, es auszuprobieren. Ich finde das Jahrhunderte lang praktizierte Prinzip, jeder Veranstaltung mehr oder weniger zu etwas Unverwechselbaren und Einzigartigen zu machen, recht gut. Ein Kinobesuch bleibt eben etwas Besonderes, völlig unabhängig davon, wie lange der Film läuft. Das gilt auch für das Theater und die Oper. Selbst das Fernsehen konnte das Gefühl, etwas Einmaliges zu erleben, nicht zerstören. Was der Verleih von DVD und Videos nicht hinbekommen haben, wird vermutlich die neue Sendeform schaffen – aus dem Speziellen wird Banales. Haben unter diesen Umständen dann die Filme noch den selben Wert bzw. den gleichen Nutzen? Wenn nicht, stellt sich mir die Frage, wie das Fehlen dieser Höhepunkte, die ja alleine schon dadurch, dass man sich Zeit nehmen muss, diese wahrzunehmen, zu solchen werden, kompensiert werden können. Spielt nicht der Aufwand, den man betreibt, um bestimmte Ereignisse zu erleben, eine wichtige Rolle bei der Beurteilung eines Stückes? Ich habe beispielsweise die Erfahrung gemacht, dass ich mich vor dem Fernseher wesentlich eher langweile als im Kino, und das beim gleichen Film. Einen Film, den ich im Kino sehe, werde ich immer wohlwollender beurteilen als einen, den ich zu Hause sah. Eigentlich ist das paradox, müsste es doch wegen des höheren Komforts im Wohnzimmer – keiner knabbert, niemand flüstert etc. – genau umgekehrt sein.

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