„Elle s’appalait Sarah“ („Sarah’s Key“)

Ein Film, der auf einem Buch, das sich mehr als 2 Millionen Mal verkauft hat, basiert, muss einfach gut sein, zumal, was noch viel wichtiger bezüglich der Vorschusslorbeeren-Gewährung ist, wenn die Autorin einen Cameo hat (bedauerlich, dass Tatjana de Rosnay, die den Roman schrieb, nicht so bekannt wie Hitchcock ist, denn dann hätte ich sie natürlich erkannt) – welche erfolgreiche Schriftstellerin spielt schon in einem Film, bei dessen Dreh sie den Eindruck gewinnt, dass die Verfilmung um Längen schlechter als ihr Werk sein wird, mit? „Elle s’appalait Sarah“ ist sogar richtig gut, was in erster Linie daran liegt, dass beide Erzählstränge, die, was die Zeit und die Handlung betrifft, unterschiedlicher nicht sein können, gleichermaßen sehenswert sind. Dass neben dem Strang, der auf eindrucksvolle und aufwühlende Weise über das Schicksal Sarahs, deren Familie dem „Rafle du Vélodrome d’Hiver“ zum Opfer fällt, Auskunft gibt, noch eine andere Handlung bestehen kann, finde ich sehr bemerkenswert, ist diese doch völlig unspektakulär. Normalerweise werden im Heute immer die Täter gejagt, hier aber haben die Konflikte, die Juilia Jarmond (Kristin Scott Thomas) mit sich und ihrer Familie austrägt, mir es unmöglich gemacht, bei den Szenen, die in jüngster Vergangenheit spielen, ein wenig abzuschalten. Bei ihrer Recherche zu einem Artikel über die Festnahme und Deportation zig tausender Juden im Juli 1942 findet sie heraus, dass die Großeltern ihres Mannes daraus Nutzen gezogen haben – ihnen wurde eine Wohnung, in der eine jüdische Familie wohnte, zugeteilt (Laden inklusive). Erst zögert sie davor, in Erfahrung zu bringen, was der Familie, die vertrieben wurde, geworden sein könnte. Je länger sie aber forscht, desto mehr steigert sie sich in die Suche hinein. Da ihr französischer Schwiegervater, sie ist Amerikanerin, ausgesprochen kooperativ ist, tragen eine nicht mehr für möglich gehaltene Schwangerschaft – sie hat eine fast erwachsene Tochter, außerdem schlugen spätere diverse Behandlungen fehl – sowie der Umstand, dass ihr Mann das Kind nicht will, dazu bei, dass die Suche, die sich im Jetzt spielt, weiterhin für den Zuschauer interessant bleibt. Ein wirklich sehr sehenswerter Film, über den ich noch viel mehr schreiben könnte, jedoch dann zu viel Preis geben würde. Das ist ein Film der Kategorie “Je unbeleckter der Zuschauer, desto besser“. Den Liebhabern alter Dampflokomotiven sei noch gesagt, ihre Beurteilung nicht von der Lokomotive, die im Film zu sehen ist, abhängig zu machen (für Laien – sie wurde in den USA zwischen 1945 und 1947 gebaut).

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