Ein Tandem, das sich die Basis aussucht

Über das Fahren mit dem Tandem heißt es, Leute, die hinten sitzen, würden dazu neigen, ab und an die Beine von den Pedalen zu nehmen, so dass sich der Vordermann genötigt sieht, kraftvoller zu treten. Indem er das Rad dahin lenkt, wo sein Partner partout nicht hinwill, bleibt ihm wenigstens die Genugtuung, es ihm gezeigt zu haben. Wenn aber jemand vorne vor Wut gleich todesmutig aus dem Sattel springt, muss der Frust ziemlich groß sein. Ob Wissler, die der Blog auf dem hinteren Sitz verortet, es nach dem spektakulären Stunts Hennig-Wellsows schon bis nach ganz vorne geschafft hat, um wenigstens die Richtung bestimmen zu können, ist schwer zu beurteilen. Vermutlich ist sich schon froh, wenn sie sich auf dem Tandem bis zum nächsten Parteitag, der im Juni stattfinden soll, halten kann. Hauptsache, das Rad rollt mit ihr erst einmal weiter. Da geht es ihr wie Merkel, der es egal war, wohin man sie in ihrer Sänfte getragen hat – wichtig war nur, unterwegs zu sein. Ob Wissler, die sich unbeirrt gibt, jedoch einen Partner findet, der die Basis überzeugt, sie wieder als Co-Parteivorsitzende zu wählen, ist höchst ungewiss. Auch wenn „Die Linke“ mit der SPD nicht viel Hut – sie täte gut daran, das Modell der alten Tante, die Mitglieder darüber entscheiden zu lassen, wer sie führt, zu übernehmen. Angesichts der vielen Gruppierungen, von denen jede denkt, nur ihre Ansicht sei richtig, bietet eine Urwahl wohl die einzige Gewähr, den Parteifrieden einigermaßen zu wahren. Von der Einheitspartei, die ihre Vorgängerin stolz in ihrem Namen trug, wäre „Die Linke“ meilenweit entfernt. In der Spitze wäre man schon froh, wenn sich die Mitglieder mit den Leuten, die gewählt worden sind, abfinden würde. Das heißt nicht, dass sie nicht allen Grund hätten, mit ihrem Führungspersonal unzufrieden zu sein. Aber hatte wirklich jemand geglaubt, dass es nach dem Duo Kipping/Riexinger noch schlimmer kommen könnte? Die Idee, jemanden, der an keinem Mikrofon vorbeikommt, ohne in das etwas hinauszuposaunen, durch jemanden, von der man glaubt, die Trappistinnen müssen sie für den Job bei den Linken freigestellt haben, zu ersetzen, hat sich als Schnapsidee herausgestellt. Anders als die BZ meint, ist „Die Linke“ jedoch noch nicht verloren. In den Bundesländern, wo sie regiert bzw. mit an der Macht beteiligt ist, leistet sie gute Arbeit. Darauf sollte sie bauen. Dann wird es auch wieder etwas mit dem Tandem.

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