Ein Star, den kaum jemand kennt

Kennen Sie Gareth Bale? Haben Sie ihn schon einmal live im Fernsehen spielen sehen? Wenn ja, dann sind Sie bestimmt ein Brite. Oder jemand, der die Premier League regelmäßig schaut. Da Bale auf der Insel weltberühmt ist (die Kommentare auf der Insel vermitteln den Eindruck, als ob jeder Fußballfan in der Welt mit ihm etwas anzufangen wüsste), finden die Reporter es ganz normal, dass er bald teuerste Spieler der Welt sein wird. Das Empire wirkt eben immer noch nach. Wie würden deutsche Sportjournalisten schreiben, wenn die Deutschen über Indien geherrscht hätten und ein Verein für Draxler 110 Mill. € zahlen würde? (Es besteht kein Grund zur Panik, sollte dieses Szenario Ihr Vorstellungsvermögen überfordern. Selbst Karl May hat sich Deutsche in Vorderindien nicht vorstellen können.) Wenn Britannien schon seinen besten Mann an den Kontinent verliert, dann soll sein neuer Verein richtig zur Ader gelassen werden – erst wenn dieser mit fahlem Gesicht kurz vor dem Abklappen steht, ist es Zeit, einzulenken. Ausgerechnet die Königlichen wollen sich das antun. Bis ich heute habe ich gedacht, Real müsste abspecken, sprich mehrere Spieler verkaufen, um sich den Waliser leisten zu können.

Pustekuchen – dem „Weißen Ballett“ geht es lt. CNN besser denn je. (Wenigstens ein Onlinemagazin, das die Leser auffordert, darüber abzustimmen, ob 100 Mill. € Ablöse gerechtfertigt sind. Den Anteil derer, die nichts dagegen haben – immerhin 35 Prozent –, finde ich überraschend hoch.) Den Galácticos geht es so gut, dass sich der Verein leisten kann, einen Spieler, für den aufgrund fehlender Meriten (er hat keine Titel mit Tottenham vorzuweisen, an keiner EM oder WM teilgenommen sowie nur eine Spielzeit in der CL absolviert) höchstens 35 Mill. € fällig wären, zu verpflichten. Wer hat, der hat. Nur kein Neid, was leichter gesagt als getan ist, denn zu erklären, man finde es ganz normal, dass derartig exorbitante Summen gezahlt werden, würden einen hiesigen Vereinsoberen nur unbeliebt machen. Ihm (Frauen gibt es in den Führungsetagen deutscher Profiklubs nicht) würden die Fans Weltfremdheit bescheinigen. Wahrscheinlich würde er auch der Heuchelei bezichtigt werden. Nur Ulli Hoeness kann es sich leisten, zu sagen, er sie überhaupt nicht mehr auf Real neidisch.

Die Fans halten den Madrilenen trotzdem die Treue. Für die Fans einer Mannschaft, die sich jeden Spieler leisten kann, sind die bestehenden Verhältnisse immer höchst gerecht. Dafür murren die anderen. Ein Anhänger einer Mannschaft ist süchtig nach Erfolg, und das unter allen Umständen. Ich vermute, die Fans haben mehr Ehrgeiz als die Spieler. Da kann es schon mal vorkommen, dass die Zuschauer den Trainer auffordern, endlich Geld für neue Spieler auszugeben. So geschehen bei Arsenal, als Fans nach Heimniederlage gegen Aston Villa Plakate, auf denen „Spend“ (gleich zwei oder drei Mal) stand, hochhielten. Bis heute ist Wenger dieser Bitte nicht nachgekommen. Aber er hat ja noch bis Montag Zeit, eine Einkaufsorgie hinzulegen. Ganz schlecht macht es sich, wenn ein Verein den Eindruck vermittelt, er sei geizig. Arsenal hat sich mit seinem 40 Mill. u. 1 ₤ – in London dachte man, Suarez, der in Liverpool spielt, könne für mehr als 40.000 Mille gehen – Angebot nur Spott und Hohn eingehandelt. Geiz ist nicht immer geil. Wenigstens hatte die Presse etwas, worüber sie sich lustig machen konnte. Fußballfans sind eben keine Revolutionäre. Sobald ein Scheich bei ihrem Klub einsteigt, ist keine Rede mehr von der Chancengleichheit. Dann muss die Fußballrevolution warten. (Hoffentlich gibt es genug Araber, die sich für Fußball interessieren.)

Noch spannender ist, zu erfahren, wie Ronaldo reagieren wird. Für ihn ist es eine Ehre, der teuerste Spieler der Welt zu sein. Sein Arbeitgeber will ihm diesen Titel nun wegnehmen. Wird er sich damit abfinden können? Eher wohl nicht. Jedenfalls hat er schon mal verkündet, er könne sich vorstellen, im nächsten Jahr wieder für Manu zu spielen. Warum habe ich den Eindruck, bei ihm zu Hause könne sie wie bei Herrn Neurich zugehen? Angeblich soll er viele Spiegel haben. (Er ist wirklich sei eitel.) Vermutlich hat er aber keine Freundin, die wegen ihres dicken Hinterns nicht mehr aus dem Stuhl herauskommt.

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