Dieser September verändert die Welt!

Damit es Ihnen nicht genauso ergeht wie mir, der heute kostbare fünf Minuten daran gezweifelt hat, ob die deutsche Nationalmannschaft wirklich am Sonntagabend spielt, hier mein ultimativer Tipp, um 20:45 Uhr auf RTL zu zappen. Um sicherzustellen, dass niemand beim Tatort oder Rosemunde Pilcher zurückgelassen wird, hat der Sender, zuvorkommend wie die Kölner nun mal sind, beschlossen, schon viertel acht mit der Vorberichterstattung zu beginnen – an für sich genug Zeit, den neuen Sendeplatz herauszufinden. Aber man weiß ja nie. Da außer den Menschen, der Lauda interviewt, ich keinen RTL-Sportreporter kenne, hätte ich wohl nach dritten oder vierten Anwahl des Senders erst mitbekommen, wer überträgt. Gespannt bin ich auf den Reporter. Béla Réthy ist es auf alle Fälle nicht. Der war letzte Woche noch auf Schalke. Während es für RTL ein Neubeginn ist, könnte es für die Schotten, gegen die die Deutschen antreten müssen, das letzte Spiel im Vereinigten Königreich sein. Dass die übernächste Ansetzung in einem Land, das nicht mehr dem Königreich angehört, stattfindet, stimmt mich ein wenig traurig, habe ich doch immer gehofft, die vier Mitglieder des Verbundes könnten eine Nationalmannschaft bilden. Daraus wird nichts. Darum bleibt dem Mutterland des Fußballs für alle Ewigkeit ein zweiter Titel verwehrt.

Das ist auch schon die einzig sicherer Prognose, die man im Falle eines Sieges der „Yes“-Bewegung (für Unabhängigkeit) machen kann. Nichts Genaues weiß man nicht. Dass trotz der Ungewissheit, was kommen könnte, die „Yes“-Leute gute Chancen haben, zu gewinnen, muss am Klima liegen – das ständig wechselnde Wetter macht die Menschen mutig und kühn. Dazu die steife Brise, die dauernd weht. Der viele Regen trägt auch dazu bei, etwas Neues zu wagen. Wer ständig Widrigkeiten ausgesetzt ist, traut sich mehr. Wenigstens besteht dank des Windes und der Gezeiten die Aussicht, kein Gas aus Russland importieren zu müssen. Ausgerechnet Schottland, dessen Erdölvorräte rücksichtslos ausgeplündert wurden, könnte zu den ersten Staaten gehören, die ausschließlich alternativen Strom erzeugen. In ein paar Jahren soll es soweit sein. Sollte das Öl reichen, könnten sie das bis dahin schaffen. Nichtsdestoweniger wird mir unheimlich, wenn ich daran denke, was sie sich zutrauen. Denn irgendwie habe ich den Eindruck, dass viele denken, mit der Unabhängigkeit wären die Engländer ein und für alle Mal aus dem Land draußen und damit alle Probleme gelöst. Da der Hadrianswall aber nicht mehr das, was er noch vor 1900 Jahren war, ist, sind die Aussichten äußerst gering, sich von den Engländern abkoppeln zu können. Richtung Süden zu wandern könnte angesichts besserer Verdienstmöglichkeiten wieder lukrativ werden.

Keine Kolumne ohne die Ukraine. Da ruhen endlich die Waffen. Gar nicht ruhig blieb ich, als ich die Extra-Weltspiegelausgabe im Netz, die Phönix auch ausgestrahlt hat, sah. In der wird am Schluss gezeigt, wie ein dank der Courage des Fahrers es einem WDR-Team glücklicherweise gelingt, als einziges Fahrzeug aus einem Kessel auszubrechen. Leider vermittelt der Kommentator (Lielischkies) den Eindruck, als sei der Konvoi entgegen aller Gepflogenheiten von den Separatisten angegriffen worden. Das stimmt nicht. Soweit ich weiß, darf ein vereinbarter Abtransport von Verwundeten und Toten nicht für einen Ausbruch mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen genutzt werden. Kein Wunder, dass die Neurussen Soldaten, die sie gefangen nahmen, hüpfen ließen. Die Folgen waren verheerend (endlich ein objektiver Autor). Dabei hätten sie nur kapitulieren zu brauchen. Hoffentlich ist der Wahnsinn nun erst einmal gestoppt.

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