Die „Empörungsmaschine“ läuft auf Hochtouren

Handelt es sich bei der „Empörungsmaschine“ (wenn deren Mechanismus nicht so kompliziert wäre, hätte ich sie vor 3 Jahren, als ich das Wort erfunden habe, patentieren lassen) um ein Perpetuum mobile, also eine Gerät, das immer läuft, wenn sie einmal in Gang kommt? Da sie nicht ständig plärrt, ist höchst unklar, ob in Zeiten der Stille das Gebilde ruht oder leise, von allen unbemerkt, arbeitet. Am Sonntag jedoch war alles anders – ausgerechnet eine Äußerung eines 75 Jahre alten Mann brachte sie auf Drehzahlen, die sie schon lange nicht mehr erreicht hat. Das lässt vermuten, dass sie mindestens im Standby-Modus operiert haben muss. (Sollten unter den Lesern Laien sein, deren naturwissenschaftlicher Unverstand es ihnen unmöglich macht, sich vorzustellen, wie die Maschine funktioniert – um das System zu verstehen, müssen wir, ähnlich wie bei Einstein, annehmen, dass sie alles weiß.) Von der Aufnahmekapazität ist sie ein maschineller Gott. Leider klappt es mit dem Analysieren nicht so richtig. Besonders schwer tut sie sich, Wichtiges und Unwichtiges auseinanderzuhalten. Immerhin ist sie damit weiter als der richtige Gott, von dem man nicht weiß, ob ihn das Geschehen auf der Erde überhaupt noch interessiert. Im Gegensatz zu ihm hat die Maschine die Angewohnheit, sich über Leute zu empören, die sich darüber freuen, wenn die meisten Menschen empört über das sind, was sie sagen oder tun. Da vermutlich nichts über diesen Menschenschlag in der Bibel zu finden ist (eher wird etwas über ihn Talmud, der selbst in den skurrilsten Situationen Rat wissen soll, stehen) ist es an der Zeit, die Zehn Gebote um eine weiteres zu ergänzen. Mein Vorschlag lautet – „du sollst den Troll Troll sein lassen“. Ich hoffe, Gauland ist nicht beleidigt, wenn ich ihn als solchen bezeichne. In jedem halbwegs vernünftigen Forum hätte er sich als solcher geoutet, wenn er dort das, was der F.A,S. gesagt hat, nämlich „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“ geschrieben hätte. Selbst unter seinem richtigen Namen wäre kein Aufheben gemacht worden – schließlich ist es möglich, dass sich jemand einen makaberen Scherz erlaubt haben könnte. Leider gilt man als Politiker nicht als Troll, wenn man mit unsinnigen Äußerungen versucht, die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zu ziehen. Wenn dann der Troll noch eine angesehene Zeitung findet, die ihn interviewt, kann er gar nicht anders, als zu provozieren. Denn sein Ziel ist, dass ihn die Medien, so wie Spiegelonline, hart attackieren. Mit jeder verbalen Schlacht, ist sie auch noch so unsinnig, steigt sein Ansehen, da es denen wieder gezeigt hat. Am Ende bleibt ihm immer, zu behaupten, er habe Boateng keineswegs zum Lakaien abstempeln wollen. Da mindestens 15 Prozent der Bevölkerung das genauso sehen, fragt es sich, ob es nicht besser ist, einer Auseinandersetzung aus dem Wege zu gehen. Warum gute Argumente verschwenden?

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