„Der Vorname“ – eine verpasste Kritik

Guter Rat ist teuer, denn den Film, über den ich schreiben wollte, habe ich verpasst, und das ausgerechnet noch auf ziemliche idiotische Weise – bis kurz vor 8 war ich der Meinung, noch eine Stunde Zeit zu haben. Dann fiel mir erst auf, dass der Film in 20 Minuten anfangen würde. „Der Vorname“, Original „le prénom“, hatte Premiere. Lt. Vorschau würden sich zwei befreundete Ehepaare sowie der Hausfreund des einen erbittert über die Wahl des Vornamens eines Kindes streiten (eine der Frauen ist schwanger). Zu allem Überfluss kursieren in den deutschen Kritiken auch noch zwei Schreibweisen – einige schreiben, er soll „Adolf“ heißen, ein anderer meint, es gehe um „Adolphe“. Jemanden den erstgenannten Namen zu geben, scheint mir auch ziemlich töricht zu sein, wobei ich, rein der Information wegen, noch darauf hinweisen möchte, dass auch Adolf Hennicke gemeint sein könnte, was aber höchst unwahrscheinlich ist, kennen ich doch nicht einmal französische Alt-Stalinisten. „Adolphe“ ist der Titel eines Romans, in dem sich ein junger Mann in eine älterer Frau verliebt. Die deutschsprachige Wiki-Ausgabe geht auf das Buch nicht ein. Vermutlich gibt es keine Ausgabe in deutscher Sprache – zu unschicklich für Deutsche, trotz des „Sturm und Drangs“. Sollte die französische Variante des Namens Auslöser der Auseinandersetzungen sein, würde es mir sehr schwerfallen, für die Streitenden Verständnis aufzubringen. Mit dem Motto „was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“ fährt man wohl am besten. Den Lesern, die den Film sehen wollen, empfehle ich daher, sich einzureden, der Junge soll „Adolf“ heißen. Diese Vorstellung stellt sicher, dass man sich nicht während des Films fragt, was der eigentliche Sinn und Zweck des Gezänks sein soll. Für die Zuschauer, denen egal ist, woher die Gewinner kommen, ist der heutige Tag ein absoluter Glücksfall gewesen – die Deutschen haben sich zwei Goldmedaillen geangelt. Nicht auszudenken, wenn die Briten den Mannschaftswettbewerb und die Schwedin Algotsson- Ostholt die Einzelwertung der Vielseitigkeit (Reiten) gewonnen hätten. Ab heute hätten wir die großen Nörgler-Spiele erlebt. So bleiben die Reporter bei Laune. Daran, dass die Berichterstatter ehrgeiziger als die Athleten sind, habe ich mich ja schon gewöhnt (was bleibt mir auch übrig). Leider habe ich noch nicht sehr oft die Reportagen von Eurosport verfolgen können (mein Eindruck ist, dass die Leute dort nicht so aggressiv sind). Ganz schlimm sind die Live-Berichte im Radio. Beim Sieg der Vielseitigkeitsreiter überschlug sich die Stimme des Kommentators. Und das bei einer Sportart, die so viel Wert auf Etikette legt (Zara Phillips wurde heute zur Modeikone erklärt). Die schrille Stimme ließ eher vermuten, die Deutschen müssen gerade die Fußballweltmeisterschaft gewonnen haben. Und dann gibt es noch ein Phänomen, mit dem vor 20 Jahren niemand gerechnet hätte – Deutschland ist nur noch in den Sportarten, in denen die Bundesrepublik der DDR haushoch überlegen war (Reiten, Fechten), erfolgreich. Nach der Leichtathletik (mit Ausnahme der technischen Disziplinen) sieht es so aus, als ob nun auch in einer zweiten Paradesportart der DDR Deutsche keine Chance mehr haben, ganz vorne zu landen – nämlich im Schwimmen. Da die Amerikaner und Australier es schaffen, immer wieder junge Leute in die Weltspitze zu führen, ist der Abstieg hausgemacht (zig Gründe). Das wäre leichter zu verkraften, wenn es keine Massensportarten wären. Nischensport macht aber auch Mist. Nur fällt dieser nur wenigen auf.

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