Den Aliens wird es gefallen

Wenn Ausländer ein Land, von dem der Spiegel meint, es sei ein Paradies für Urlauber, meiden, hat man als Machthaber nur die Chance, sein Herrschaftsgebiet für Besucher, die nicht auf diesem Planeten leben, interessant zu machen, so dass wenigstens für den unwahrscheinlichen Fall, Außerirdische würden Kurs auf die Erde nehmen, diese beim ihm zuerst Halt machen. Wenn er darum ein Objekt, das von oben wie ein überdimensioniertes Atom aussieht, bauen lässt, spricht alles dafür, dass er sie als erster begrüßen kann (ich gehe davon aus, dass Aliens mit den Atomen besser vertraut sind als unsereiner). Aus der Geschichte wissen wir, dass in solchen Fällen immer der Gastgeber den kürzeren gezogen hat. Ob das mit den Neuankömmlingen anders sein würde, weiß ich nicht. Da in diesem Komplex die Elite des Landes arbeitet, bin ich guter Hoffnung, in nicht allzu ferner Zeit davon zu hören, dass die Wissenschaftler dank des von ihnen weiterentwickelten Rucksack-Helikopters (Woody Allen hat vorgemacht, wie es geht) jeden Tag auf Arbeit fliegen. Es wäre schon was besonderes, jeden Morgen auf eines der schönsten Dächer dieser Welt blicken zu dürfen. Und das ausgerechnet in Nordkorea, einem Land, das den Ruf hat, der Inbegriff der Rückständigkeit zu sein. Dank des stets gleichen Untertons in den Berichten, der vermuten lässt, wegen der ständigen Belehrungen, die die Menschen zu ertragen haben, könne nichts Kreatives entstehen, bin ich höchst überrascht, wie Kim Jong-il ein Gebäude, dessen Architektur die hiesige locker in den Schatten stellt, eröffnen kann. Und dann noch der Name des Gebildes – Tempel der Wissenschaft und Technologie, was einige Leser dazu bringen könnte, zu glauben, Kim sei religiös geworden, ja womöglich habe er sich unter Umständen sogar taufen lassen (natürlich von einem Katholiken). Das ist natürlich Unsinns. Es handelt sich um einen atheistischen Tempel, in dem – ob sie will oder nicht spielt überhaupt keine Rolle – die Wissenschaft, die sich jahrhundertelang gehen die Bevormundung durch die Kirche gewehrt hat, verehrt wird. Und mit ihr die Architekten, die das Gebäude entworfen haben. Über die werden wir vermutlich nie etwas erfahren, was ich sehr bedaure. Da Nordkorea eine „Republikflucht“ oder „Ausreise“ nicht kennt, haben sie kaum Chancen, im Süden bzw. Westen ihre Karriere fortzusetzen. Die Sehnsucht nach dem Architektur-Messias, der uns von den Klötzen befreit, die dank des Computers so angeordnet werden können, dass der Eindruck aufkommt, ein Kind müsse mit ihnen gespielt haben, hält weiter an. Je kantiger, desto besser. Und scharf müssen sie sein. Den Leuten an den hiesigen Unis bleibt nur, sich in ihren Träumen Politiker, die ihnen erlauben, etwas Ähnliches hinzustellen, auszumalen. So hätte Halles neuer Campus Futuristisches dringend gebrauchen können. Stattdessen hat es nur für ein langes Gebäude, das direkt an die Straße geklatscht wurde (jene, die visavis leben, sind wirklich zu bedauern), gereicht. Da es heißt, was man spart im Mund, fressen Katze und Hund, bin ich dabei, zu ergründen, wer vom Sparen profitiert hat. Selbstverständlich gehe ich ganz wissenschaftlich vor. So habe ich beschlossen, die beiden Tierarten von meinen Untersuchungen auszuschließen. Weiter bin ich noch nicht gekommen. Natürlich hätten die Politiker, eitel wie sie sind, es gerne, wenn in meiner Studie stände, einige von ihnen sahen sie die Flüchtlingswelle schon auf sich zurollen, als alle noch einen Bogen um Deutschland gemacht haben. Um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen, haben sie niemanden informiert und im Stillen alles dafür getan, dass gespart wird. Wenn dem so wäre, hätten sie die falsche Schlussfolgerung gezogen – schon jetzt soll der Campus viel zu eng sein.

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