Das Fahren auf der Autobahn wird anspruchsvoller

Konkurrenz soll das Geschäft beleben, wobei in den seltensten Fällen jene, die auf den neuen Teilnehmer hochschauen, am meisten profitieren – ab 2013 heißt es für alle deutsche Hochgeschwindigkeitsenthusiasten, sich auf ein neues Hindernis, das so neu gar nicht ist, jedoch, wenn die Prognosen stimmen, öfter den Verkehr bremsen wird, einzustellen. Dann dürfen Reiselinienbusse nicht nur nach Berlin und wieder zurück in die Provinz fahren, sondern auch Ziele, die außerhalb der Hauptstadt liegen, ansteuern. Da lt. SZ der Fernbusverkehr einen Anteil von 25 % erreichen könnte, fällt es nicht schwer, sich vorzustellen, dass alle Fahrer, die auf der Autobahn den Kick suchen, auf ihre Kosten kommen werden.

Bestens gerüstet ist er ja – 134 PS hat ein Auto im Schnitt heute, zudem sind zig Airbags an Bord. Eigentlich fehlen nur automatische Bremsen, die aber wegen des Warntons auch dazu führen können, dass der Fahrer völlig die Orientierung verliert. Piloten bleiben in derartigen Situationen immer meistens noch ein paar Minuten, die sie nutzen können, um im Handbuch nachzulesen, was zu tun ist. Dem Autofahrer hilft ein Co-Pilot aber nicht viel weiter. Aber selbst für den gesittet fahrenden Automobilisten wird sich die Chance, eine Gefahrensituation zu erleben, signifikant erhöhen, wofür nicht nur die steigende Zahl der Busse verantwortlich ist, sondern das vermutete Bestreben der Unternehmen, alle mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit – zur Zeit 100 km/h – durch die Lande preschen zu lassen, mit der Folge, dass in der ganz linken Spur es wesentlich enger wird. Sollte keine Geschwindigkeitsbegrenzung kommen, wäre es keine schlechte Idee, auf dem Highway auf Bilder-Patrouille zu gehen. Noch vom Auto aus werden die Videos des Wahnsinns ins Netz gestellt. Für das nachrömische Unterhaltungsprogramm, das up to date ist, würden sich viele interessieren. Ich weiß wirklich nicht, was man sich davon verspricht. Die Zahl der Lkw wird ja auch steigen. Und da die Autofahrer die letzten sind, die auf den Bus umsteigen (die Bahn wird gehörig bluten), kann es auf Deutschlands Autobahnen nur enger werden. Damit wird es auch gefährlicher.

In Halle sind ab Montag ein Woche lang die öffentlichen Verkehrsmittel frei. Allen, nicht nur den Autofahrern, stehen die Freifahrten zu (in Leipzig kamen nur Autobesitzer in den Genuss, nicht zahlen zu müssen). Das ist wirklich eine gute Idee. Jeder Haushalt hat, wenn ich richtig informiert bin, eine Karte, die dazu berechtigt, nicht zahlen zu müssen, bekommen. Soziologen haben nun die Chance, herauszufinden, wie Familien gestrickt sind. Fährt die Frau mit dem Bus statt mit dem Fahrrad, während der Mann weiterhin mit dem Auto unterwegs ist, wissen sie, dass es sich um eine patriarchalische Familie handelt. Ist es umgekehrt, hat eine Matriarchin das Sagen (das lässt sich sicherlich noch verfeinern). Eltern, die mehrere Kinder haben, sind, sofern sie nicht zu Fuß in die Schule gehen oder per Rad dahin gelangen, in einer Zwickmühle – wer bekommt die Karte? Streit ist da vorprogrammiert, der eine oder andere Geschwister-Krieg gar mit der Zahlung einer Strafgebühr wegen Schwarzfahrens endet – nämlich dann, wenn derjenige, der die Karte hat, behauptet, er kenne seine Schwester oder seinen Bruder nicht (zwei können sie nutzen). Nun werden viele fragen, warum sollen die Kontrolleure kontrollieren, wenn keiner zu zahlen braucht. Diese Frage ist natürlich berechtigt. Ein Grund könnte sein, den Kunden nicht von einem Ritual, dem er sich erst nach langem Kampf unterworfen hat, zu entwöhnen. Wer weiß, vielleicht erzielen die Schaffner in der Freifahrt-Woche die höchsten Umsätze.

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