Carry on – Skorbut kommt zurück

Das hatten sich die Briten sicherlich anders vorgestellt, als sie 2016 dafür voteten, aus der EU auszutreten – nicht nur nicht ist ihr Gesundheitssystem, in das ein großer Teil der Pfunds, die vor dem Ausstieg am anderen Ufer des Kanals versenkt wurden (in Brüssel, um präzise zu sein), fließen sollte, schlechter geworden, sondern auch die Versorgung mit Gemüse, was den Blog, stände er einem europatreuen Boulevardblatt vor, veranlassen würde, die morgige Ausgabe seiner Zeitung mit der Schlagzeile „Auf der Insel ist der Skorbut zurück“ aufzumachen. Als Skorbut das letzte Mal im Land wütete, besaß man noch ein Kolonialreich, das größer als die EU war. Heute sind die Briten ganz alleine auf der Welt. Zu allem Unglück sind sie auch keine Seefahrer mehr, so dass sich gar nicht mehr in der Lage sind, Dinge, die sie nicht haben, zu sich transportieren zu können. Sollten sie irgendwann das Seefahren wieder drauf haben, dann bleibt ihnen die Fahrt über die Weltmeere wegen ihrer schlechten Zähne und miserablen Kondition verwehrt. Lange Rede, kurzer Sinn – die Briten können nur noch in Europa anlanden. Für Touren nach Übersee reicht es nicht mehr. Der Brexit hat dem Land den 31. „Carry-on-Film“ beschert – er ist zwar der längste der Serie, jedoch ist er im Gegensatz zu seinen Vorgängern völlig humorlos und ziemlich langweilig. Der Spiegel deutet an (hinter Bezahlschranke), dass uns das auch drohen könnte. Aber wer kauft Gurken? Oder isst Blumenkohl? Tomaten im Winter? Weil sie in Folienzelten, die völlig überhitzt sind, aufgezogen werden, packt man die nur aus Mitleid oder um sie zu verkochen in den Einkaufswagen. Dem Blog würde nie in den Sinn kommen, in dieser Jahreszeit eine Tomate roh zu essen. Es gibt noch mehr Gemüsesorten, für die es Beschränkungen gibt. Paprika bspw. (nicht schön). Oder Brokkoli (das schmerzt dann doch ein wenig). In diesen Zeiten sind am besten jene dran, die es nicht geschafft haben, uralte Essgewohnheiten aufzugeben – wer Kartoffeln und Sauerkraut liebt, der kommt in diesen Wochen gut über die Runden. Skorbut braucht er nicht zu fürchten. Die Frage ist nur, wie lange noch. Der Klimawandel scheint auch vor der Kartoffel nicht haltzumachen. Anders ist es nicht zu erklären, dass auf einmal nicht mehr der Kartoffelkäfer, sondern die Zikade dessen größter Feind ist.

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