Adieu Bayern-Dusel – die sind nun Entertainer,

was alle Nichtbayern schwer in die Bredouille bringt – haben sie noch genügend Wut im Bauch, um pfeifen und fluchen zu können, wenn das Dreamteam auf dem Rasen ihres Lieblingsklubs wirbelt? Baut sich noch genügend Frust auf, um einen Bajuwaren zu beschimpfen? Der Blog hat arge Zweifel. Zwar hat er nur die letzte halbe Stunde gesehen, jedoch hat der Spielzug, der zum 6. Tor führte, gereicht, die Roten zu verdächtigen, keine gewöhnlichen Fußballer zu sein, sondern Entertainer, die gekommen sind, um die Zuschauer zu unterhalten, so dass am Ende es völlig egal ist, ob die eigene Mannschaft unter die Ränder gerät – die Hauptsache ist, man hat ein gutes Fußballspiel gesehen. Die Stimmung bei den Frankfurtern war so, als hätte ihre Mannschaft 5 Tore geschossen. Am Ende wird die heimische Mannschaft noch ausgepfiffen, sollte sie es wagen, die Superbayern zu schlagen. Nach dieser Vorstellung daran zu denken, man könne sie besiegen, grenzt an Blasphemie. Die sind einfach zu gut für diese Welt. So gut, dass es sich lohnt, wieder Sportschau zu gucken. Im Gegensatz zu den Fans der Eintracht, die sich ihre gute Laune durch nichts vermiesen ließen (das schafft man wohl nur, wenn man mit Äppelwoi groß geworden ist), wird der Blog sich zweimal im Jahr ärgern, nämlich immer dann, wenn die Entertainer auf die Malocher, deren Vorfahren zu Zeiten des Schalker Kreisels auch als Entertainer galten (wenn auch nicht auf diesem hohen Niveau), treffen. Nach der gestrigen Vorstellung wären zwei Niederlagen im zweistelligen Bereich normal, mehr als 5 Gegentore als Erfolg und weniger als 5 als Sensation zu werten. Wer das Superteam schlägt, der hat die Meisterschaft gewonnen, wenigstens für das Wochenende. (Der DFB wäre gut beraten, auch Wochenendmeister zu küren. Mehr als zwei würde es eh nicht geben.) Der Auftritt der Bayern wirft natürlich die Frage auf, ob Überteams sich nur dann bilden, wenn es dem Land dreckig ergeht bzw. ergehen wird. Der Schalker Kreisel wirbelte, als die Nazis im Zenit ihrer Macht standen. Zweimal war der Klub Kriegsmeister. Nun spielen die die Bayern in einer Zeit, in der es nur noch russische Fellmützen aus Polyester zu kaufen gibt, großartig auf (und der günstige russische Offizierspelzmantel, den der Blog im Auge hat, ist wegen der Sanktionen nicht lieferbar). Zum Glück hat er noch einen weißen Wintermantel – da er gedenkt, ihn auch draußen zu tragen, sind vor dem Fernseher Getränke, die Flecke hinterlassen, wenn man sie verschüttet, ein absolutes Tabu. Darum sind Wodka und Wasser angesagt. Ob bzw. wie oft Deutschland im kommenden Winter beschwipst ins Bett steigt, hängt davon ab, wie viele Betriebsstunden die Verdichter, die das Gas zu uns pumpen, noch machen dürfen. Lt. Anti-Spiegel besteht kaum Hoffnung, dass die Turbine, vor der sich der Kanzler hat fotografieren lassen, wieder an ihren ursprünglichen Platz gelangt – die Russen wollen das Ding erst zurück, wenn der Westen ausdrücklich versichert, dass Turbinen, die im Ausland zu warten sind, nicht sanktioniert werden (wenn der Blog es richtig versteht, fürchten die Russen, im Falle der Annahme Repressalien wie Enteignungen, die damit begründet werden, dass man gegen Sanktionen verstoßen habe). Es sieht so aus, als ob Olaf den Kreml reinlegen wollte. Spannender geht es wirklich nicht, auch wenn der Eindruck besteht, Berlin legt sich am liebsten mit jenen an, die eh von allen Seiten bedrängt werden (geschweige denn mit jenen, von denen man den Eindruck hat, das könnten unsere Vorgesetzten sein). Wenigstens haben wir noch die Entertainer, an deren Darbietungen wir uns im Winter erwärmen können, wenn nicht gar müssen.

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