Früher war es einstimmig, heute ist man „Mister 100 Prozent“

Vielleicht hat es an der DDR, in der es immer hieß, der Vorsitzende der Partei X (ja, es hat wirklich mehrere, die alle das Gleiche wollten, gegeben) sei einstimmig gewählt worden, gelegen, dass ich mich erschrak, als ich las, Schulz habe 100 Prozent der Stimmen erhalten – wie kann er 100 Prozent bekommen, wenn keiner gegen ihn gestimmt und niemand sich der Stimme enthalten hat? Statt eines Parteivorsitzenden, den die Delegierten einstimmig in diese Position hievten, hat die SPD seit nun einen Mister 100 Prozent, für dessen Partei lt. einer Jüngsten Umfrage rund 33 Prozent der Wähler stimmen würden. Und da der Skandal, der 100 Prozent in Bereiche, die Gabriel in den Umfragen zu erreichen pflegte, abstürzen lässt, erst noch erfunden werden muss, kann die SPD sich frohen Mutes in den Wahlkampf stürzen, was natürlich sofort die Frage aufwirft, ob früher nicht doch nicht alles besser war, denn es wäre sofort eine Revolution ausgebrochen, wenn es in der Aktuellen Kamera geheißen hätte, Mister 100 Prozent habe 3 Stunden lang auf dem Parteitag gesprochen. Heutzutage steigt man bei 100 Prozent gleich um 2 Prozent in der Wählergunst. So ändern sich die Zeiten. Immerhin hat es bisher keiner gewagt, an die 100 noch eine Null dranzuhängen. Oder gar drei Nullen, was mich zu „Monsieur 100 000 Volt“ Gilbert Bécaud bringt. (Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie sich jemand, der nichts mit dem Showbusiness zu tun hat, diesen Spitznamen verdienen kann.) Nach einem wie ihn sehnen sich die Deutschen in der Politik. Jemand, der nicht lange überlegen muss, sondern gleich loslegt, wenn er gefragt wird. Bei dem sie merken, dass jemand vor ihnen steht, bei dem die Funken nur so flögen, würde er einen Kurzschlusses erleiden (so wie bei Godzila). Die Leute wollen nach mehr als einem Jahrzehnt unter Kleinspannung (bei Gleichspannung kleiner als 120 Volt) etwas Neues, Aufregenderes erleben.

Wird Trump es schaffen, die Deutschen aus dem Euro zu lotsen? Vermutlich wäre es ihm auch recht, wenn die Staaten, die am Mittelmeer liegen, die Eurozone verlassen würden. Mir scheint, der Mann hat den Eindruck, die Deutschen würden sich hinter dem Euro bzw. Europa verstecken. Um ihnen das Exportieren zu erschweren, will er ihnen die D-Mark wiedergeben. Für das Ausland wären deutsche Produkte wesentlich teurer als bisher. Vermutlich würde das ein Prozess, wie ihn Amerika durchzumachen scheint, nämlich dass viele Firmen die Produktion ins Ausland verlegen, auslösen. Wenn ich mich recht erinnere, war das Ende der 90er auch hierzulande ein großes Thema. Hat etwa der Euro diesen Prozess gestoppt? Trump muss seinen Wählern, die sich von ihm erhoffen, ihre Jobs zu retten, etwas bieten. Mal sehen, was sich seine Berater einfallen lassen.

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