Romeo und Julia sowie Theresa May

Die Hagen braucht nur Vögel flattern zu sehen und anschließend ihren Blick himmelwärts zur richten, um den gewünschten Erfolg, nämlich eine schmerzende Seele, erleben zu können. Wer sich nach diesem Zustand sehnt, jedoch das Handicap hat, nicht so nah am Wasser wie sie erschaffen worden zu sein, der kann versuchen, während oder nach dem Film „La La Land“ dahin zu geraten. Mehr als 2 Stunden sollte er dafür einplanen. Eine Romeo-und-Julia-Geschichte, in der der Tod nur außen vor bleibt, weil er nicht mehr dem Geschmack der Zeit entspricht. Verliebte sollen leben, und in Hollywood tun sie das sogar gleichberechtigt, wobei uns der Regisseur über die Arbeit Mia Dolans im Unklaren lässt. Die ist Schauspielerin, die ihr Können nur während der Castings zeigen darf. Wer in einem Musical einen Musiker spielt, ist da entschieden besser dran – Gosling (Seb) darf ausgiebig seine Qualitäten als Keyboarder und Pianist zeigen. Und wie im Original spielt natürlich im Film die Stadt eine wichtige Rolle. Zu meiner Überraschung hat Chazelle es geschafft, Los Angeles in einem derart günstigen Licht zu zeigen, dass ich mich frage, wie sich Werner Herzog nach München sehnen kann. Eine beachtliche Leistung, denn anders als bei Colombo, der nur bei den Reichen und Schönen schnüffelt (das aber sehr charmant), bleibt uns der Blick in die Supervillen verwehrt. Und da man angesichts mehrspuriger Autobahnen nichts über Smoke und Feinstaub liest (im guten alten Europa hat Paris sich gerade veranlasst gesehen, wochentags Autos, die älter als 20 Jahre sind, nicht mehr in das Zentrum zu lassen), muss es stimmen, dass dort nur moderne Fahrzeuge unterwegs sind. Etwa ein Toyota Prius, den Emma Stone bzw. jene besagte Dolan fährt (und das als Angestellte eines Bistros). Jetzt verstehe ich auch, warum Trump keine keine BMWs mehr in den Staaten haben will. Aber während Trump erst noch zeigen muss, dass er dem Amt nicht gewachsen bzw. keine guter Präsident ist, hat May es geschafft, innerhalb eines halben Jahres den Beweis zu erbringen, dass zum falschesten Zeitpunkt die falscheste Person das Zepter in der Downing Street übernommen hat. Dank ihrer genialen Strategie des Nichtstuns ist es ihr gelungen, heute zu verkünden, der radikalen Ausstieg aus der EU (neudeutsch Hard Brexit) sei die vorteilhafteste Variante der Trennung. Stellt sie den Antrag im März, hätten die Briten zwei Jahre lang Zeit, alles Europäische aus ihren Gesetze zu streichen. Das ist allemal produktiver als mit Brüssel über etwas zu verhandeln, über das es nichts zu verhandeln gibt, da May nichts anzubieten hat. Dass am Ende der Verhandlungen das Parlament über das Ergebnis abstimmen darf, ist ein Witz der Geschichte, da der Austritt auch ohne die Zustimmung der Abgeordneten gelten dürfte. Die Frau hat nicht einmal begriffen, dass ein Unterschied zwischen Ein- und Austritt besteht. Letzterer ist viel schwieriger zu bewältigen. Das ist erst recht der Fall, wenn es keine Regelungen, die besagen, wie dieser zu erfolgen hat, gibt. So wie bei der EU. Niemand hat sich vorstellen können, dass ein Land den Bund könnte.

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