Zypern und die deutsche Superserie (leider ein Touch zu viel Schönfäberei)

Kann es einen größeren Vertrauensbeweis der Politik geben, als den Wählern knapp 7 % ihrer Spareinlagen in der Hoffnung abzuknapsen, dass sie morgen nicht ihre Konten leerräumen mögen, was die Banken in den Ruin treiben würde? Knapp drei Tage hatten die Zyprioten Zeit, zu überlegen, was sie tun werden – 3 Tage Freiheit, die Notwendigkeit einzusehen, auf mindestens 6,75 % zu verzichten. Engels (das Zitat stammt von ihm), wäre sicherlich stolz, würden die Menschen die Banken nicht Pleite gehen lassen, sie also der Versuchung widerstünden, ihre Konten abzuräumen. Das heißt natürlich nicht, dass er die Maßnahmen, die die Troika beschlossen hat, gutgeheißen hätte, sondern dass er die Bevölkerung für wesentlich klüger als jene, die ihnen, wider alle Absprachen und Versprechungen, auferlegen, auf einen Teil ihre Geldes zu verzichten, halten würde. Der Klügere gibt nach, jedoch bleibt er solange der Dumme, bis er nicht einen Weg gefunden hat, sich für diesen Bockmist zu rächen. Bloß wie?

Als es noch Könige gab, war es einfach – die wurden einfach gestürzt. Dann hatte man für eine gewisse Weile die Chance, die Regierung abzuwählen. Was blieb, war die Währung. Wer heute einer (wahren) Oppositionspartei seine Stimme gibt, wählt gleich ein neues Zahlungsmittel mit. In Zypern ist das schon der Fall. Sollte die jetzige Regierung stürzen und eine Partei, die sich weigert, die Bedingungen anzunehmen, gewinnen, wäre das Land aus dem Euro draußen. In Italien wäre es ähnlich. Kann Grillo überhaupt eine Mehrheit erringen, wenn seine Politik dazu führt, dass Italien aus der Eurozone fliegt? So viele mutige Menschen im Land der „Muttersöhne“? Ich kann daran nicht glauben. Allein deshalb schon ist es höchst zweifelhaft, ob Grillo wirklich ein zweiter Duce – Fleischhauer glaubt wirklich, dass Grillo zu einem zweiten Marsch an Rom veranstalten wird – werden kann. (Das Verhalten der Abgeordneten spricht eine andere Sprache).

Der Euro bzw. die Regularien, die jedes Land einzuhalten hat, um in den Genuss dieser Währung zu kommen, ersticken jedwede Opposition. Eine Währung als Disziplinierungswaffe. Das hat sich 2000 niemand vorstellen können.

Da nicht davon auszugehen ist, dass die Deutschen irgendwann „kriegsmüde“ werden, stelle ich mir die Frage, wie die nächste Generation die Väter und Mütter, die im Krieg gewesen sind, darstellen wird. (Der Film müsste dann Großväter und Großmütter heißen.) Den fünf Schauspielern, die dazu erkoren wurden, junge Deutsche zu spielen, hat der Regisseur es leicht gemacht – er hat sie eine Zeitreise machen lassen. Nur die Sachen mussten sie vorher wechseln. Und natürlich gewählter sprechen. Wer die Filme, die 30 bis 40 Jahre nach dem Krieg gedreht wurden, kennt, wird mit dieser Produktion seine Schwierigkeiten haben. Dabei könnten die Charaktere dieser Serie sogar authentisch sein als jene, die Schauspieler, die den Krieg erlebt haben, verkörperten. Vermutlich hätten die nicht mit einer solchen Unbedarftheit und Naivität in den Film-Krieg ziehen können.

Der Plot ist so gehalten, dass die Väter und Mütter nicht allzu schlecht wegkommen. Unter den vier Freunden ist ein Jude. (In der anschließenden Dokumentation erfahren wir, dass es den jungen Menschen nichts ausmachte, dass Juden in den Parks spezielle Bänke zugewiesen worden waren). Eine Achtzehnjährige (der Film beginnt 1941) outet sich als Marlene Dietrich Fan (die war schon lange vor den Nazis weg). Dann wird eine ukrainische Jüdin, die als Helferin in einem deutschen Lazarett arbeitet, denunziert – ihr Pech ist, dass sie ihren Job zu gut macht (siehe Götz Alys Buch). Haben wirklich zwei Brüder als Offiziere in der gleichen Einheit gekämpft? War es wirklich möglich, vor Moskau beim Essenholen hinter die feindliche Linie zu geraten? Und dann noch als erster, mit Essensbehältern in beiden Händen, vor den sowjetischen Soldaten auf die deutsche Verteidigungsstellung zu stürmen? Seinem Bruder bleibt nichts weiter übrig, als auf ihn zu schießen. Mir scheint das reichlich übertrieben. Zu viel Drama. Zu viel Außergewöhnliches.

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