Zwei Visionen

Wenn das Deutsche Reich Lenin ermöglicht hat, über Deutschland nach Russland zu reisen (der Blog berichtete), fällt es nicht sonderlich schwer, sich vorzustellen, dass Cameron das Kunststück fertig bringen könnte, Tsipras Syriza im Amt zu halten, ja womöglich ihm sogar ermöglicht, über die volle Amtszeit zu regieren. Und das alles nur, weil er den Briten versprochen hat, darüber abstimmen zu dürfen, ob sie weiter in der EU bleiben wollen. Zu allem Unglück hat er sich entschlossen, sein Referendum um ein Jahr vorzuziehen – statt in zwei Jahren dürfen die Briten nun in einem Jahr abstimmen. Trifft das ein, was Kaletsky im Guardian beschreibt, können jene, die weiter dem Kontinent angehören wollen, nicht einmal darauf hoffen, dass die Masse besagte Ereignisse vergessen hat. Bis dahin blieben die Schreckensmeldungen in ihrem Gedächtnis haften. Kaletsky malt die Horrorvision an die Wand, dass der Europäische Gerichtshof entscheiden könnte, dass die Griechen alle ihre Schulden in Euro zu zahlen hätten – sprich Europa den Hellenen nicht erlauben würde, die Drachme wieder einzuführen. Sie sind auf Gedeih und Verderben an den Euro gebunden. Der Gedanke, Europa könne sie nicht mehr aus seinen Klauen lassen, ist mir bisher nicht in den Sinn gekommen. Das ist auch ganz verständlich, wenn eben die Briten nicht wählen dürften. Sobald sie das Gefühl haben, Fremde (das sind neben den Schotten alle, die nicht auf der Insel leben) würden über das Schicksal ihre stolzen Landes entscheiden, geraten sie in Rage. Dann gibt es nur eines für sie – so schnell wie möglich sich der Fesseln entledigen. Da ist es völlig egal, dass Syriza eine Linkspartei ist. Sollte wirklich über die Griechen hinweg entschieden werden, bräuchten die EU-Befürworter gar nicht erst für einen weiteren Verbleib zu werben. Ein Nein wäre absolut sicher. Der Fuchs Juncker scheint das erkannt zu haben – eine griechische Zeitung hat verkündet, er habe den Griechen, sehr zum Ärger vieler, die an den Verhandlungen über einen Schuldenschnitt beteiligt sind, ein Kompromissangebot vorgelegt. Der Luxemburger spielt auf Zeit bzw. will, so hoffe ich, eine Einigung, mit der alle Beteiligten leben können.

Angesichts der gängigen Praxis der Eltern, ihre Kinder durch die Gegend zu chauffieren, weiß nicht, ob es noch welche gibt, die Lokomotivführer werden wollen. Höchst selten sehe ich zwei- oder dreijährige, die auf einer Brücke ihre Eltern nötigen, zu warten, bis die S-Bahn unter ihnen durchgefahren ist. Schwer zu sagen, ob deren Begeisterung für Lokomotiven bis zur 3. oder 4. Klasse anhält. Vermutlich wollen nur noch wenige diesen Beruf ergreifen. Nichtsdestotrotz würde mich das nicht davon abhalten, einem Kind den Wunsch, unbedingt Lokführer werden zu wollen, mit der Begründung, er würde einen besseren Bundeskanzler abgeben, auszureden. Ist für den großen Lokomotivführer Weselsky der Job als Gewerkschaftsvorsitzender nicht drei Nummern zu klein? Ist das nicht der Mann, vor dem Obama zittern würde, wenn er ihm erklären müsste, wie dessen Geheimdienste es wagen konnten, sein Handy anzuzapfen? Würde er als Kanzler sich mit seinen Kollegen treffen, ständen die schon eine halbe Stunde vor dem Termin stramm. Der Mann strahlt Respekt aus. Ein Typ, der keinen Hundeflüsterer für die Erziehung seines liebsten Freundes braucht. Das richtige Parteibuch (mir wird immer ein Rätsel sein, wir er zur CDU gekommen ist) hat er ja schon. Eigentlich fehlt nur noch der Segen Merkels. Die hält es aber eher mit den Frauen. Schade!

PS: Kein Wunder, dass der Westen empört ist – welch hiesiger Politiker kann wie Putin Schlittschuhlaufen?

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