Zeit, auf die Frauen zu hören

Es ist an der Zeit, beim Fußball den Unwissenden mehr Gehör zu schenken, darum die Leute, die darüber zu entscheiden haben, was als Foul zu bewerten ist, sich überlegen sollten, die Bemerkung Kirchners, die in ihrer Naivität und Ahnungslosigkeit beim Empfang der argentinischen Nationalmannschaft zu Higuain gesagt hat, man habe dich ja schön geschlagen (zudem hat sie ihm angeraten, sich untersuchen zu lassen), zum Anlass zu nehmen, festzulegen, dass ein Torwart nicht mehr mit angewinkelten Beinen nach dem Ball springen darf, auch wenn er mit der Hand zuerst die Kugel und dann erst mit den Knien den Gegner treffen sollte. Da spätestens seit Sonntag, auch danke seiner aufregenden Ausflüge aus dem Tor, zum besten Torwart der WM gekürt wurde, die Nachwuchsleute ihm nacheifern, ist zu befürchten, dass spätestens fünf Jahre nur noch jeder zweiter Stürmer alle seine Zählen im Mund hat. Vielleicht spielen sie in Katar dann mit Zahnschutz, wie jetzt schon beim Eishockey. Oder gar mit Helm. Hoffentlich erfinden sie einen, der ihnen ermöglicht, zu köpfen. Ich hätte Sonntagnacht schon darüber geschrieben, wenn nicht diverse Journalisten sein forsches Herangehen für legal erklärt hätten, ohne dafür eine Erklärung zu geben. Die Faust war halt zuerst dran, sagte ich mir. Sein rechtes Knie rammte danach erst seine linke Wange.

Nun aber genug vom Fußball. Nein, eines muss ich unbedingt noch los werden – Fans Monika Grubers, die ihren Auftritt in der letzten Anstalt gesehen haben, brauchen sie keine Sorgen zu machen. Sie muss gestern in Neunburg vorm Wald aufgetreten sein. Dass fast niemand ihren Rat, das Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft nicht zu kaufen (die Näherinnen werden übelst behandelt), befolgt hat, muss sie gut verdaut zu haben. Mehr als die Zuschauer zu warnen konnte sie ja nicht tun. Nichtsdestotrotz war es klug von ihr, sich am 15.07. in die tiefste Provinz (tiefer geht es aus hiesiger Sicht wirklich nicht) zurückziehen. In Berlin hätte sie sich nur aufgeregt, vielleicht sogar einen einen Nervenzusammenbruch erlitten. Ich würde mich freuen, sie in der kommenden Sendung mit typisch bayerischen Sätzen wie „Ihr Deppen, elende. Ihr brauchts Euch nicht das Trikot zu kaufen, um zu feiern.“ erleben zu dürfen. (Ich bitte, auf Zuschriften, die die Zitate korrekt wiedergeben, zu verzichten.)

Dass unsere Bundeskanzlerin auch unter der WM leiden könnte, hatte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen können. Nun wird sie mit „FrauRibbentrop“ angesprochen. Als ob die Ukrainer nicht wüssten, dass zwischen Frau und Ribbentrop ein Leerzeichen sein muss. (Die letzten Eintragungen sind korrekt. Da mich Facebook nicht weiter gucken lässt, kann ich nicht sagen, ob die Anreden korrigiert wurden.) Im Westen des Landes vermuten viele, Merkel habe, da sie mit Putin während des Endspiels guter Dinge war, den Donbass an Russland verhökert. Sie schafft es, etwas zu verkaufen, was sie gar nicht ihr Eigentum, geschweige denn in ihrem Besitz ist. Das muss ihr erst jemand nachmachen. Und wenn es so weit ist, weiß sie natürlich nichts von der Abmachung. Ich kann den Ukrainern aber Hoffnung machen – im Gegensatz zu Herrn Ribbentrop wird „FrauRibbentrop“ die Russen nicht auffordern, den Teil, den sie für sich erhandelt haben, endlich zu besetzen. (Eigentlich tat dies die Wehrmacht, aber egal.) Da man meines Wissens bei Facebook angemeldet sein muss, gehe ich davon aus, dass wirklich Zehntausende ihren Unmut in der einen oder anderen meist unfeinen Form zum Ausdruck gebracht haben. Wie soll Frieden einkehren, wenn die Hälfte der Ukrainer der Meinung ist, die Russen haben ihre Eltern und Großeltern um ihr Leben gebracht? Sie haben nun die Chance, sich endlich von den Russen freimachen zu können. Da die andere Hälfte eine völlig anderer Meinung hat, ist zu befürchten, dass den russophoben Ukrainern daran gelegen ist, möglichst viele russophone nach Russland zu vertreiben. Vieles spricht dafür, dass die europafreundlichen Ukrainer die völliger Unterwerfung der russischsprachigen Bevölkerung anstreben. Sie sollen ihre Sprachen und Bindungen an Russland aufgeben. Wenn der Westen wirklich beabsichtigt, dem Riesenreich seinen Willen aufzudrängen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als dafür zu sorgen, dass zwischen beiden die engen Beziehungen erhalten haben. Ein Eiserner Vorhang, den viele Nationalisten wollen, zwischen Völkern, die sich nicht verstehen, ist nämlich kaum zu knacken.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert