Woche der Provokationen

Wer den Freitag nutzt, sich zu fragen, was die wichtigste Erkenntnis in der sich dem Ende neigenden Woche gewesen sein könnte, ist heute gut dran – so einfach wie an diesem wird es wahrscheinlich nie mehr sein. Bitte nicht traurig sein, wenn Sie noch keine Antwort parat haben sollten. Ich musste auch erst einmal im Netz stöbern, um darauf zu kommen. Seit zwei Stunden weiß ich es. Ich habe nämlich anhand diverser Ereignisse herausgefunden, dass die Femen-Damen am besten verstehen, zu provozieren. Wenn es Personen gibt, die als Agent Provocateurs unübertroffen sind, muss es auch welche geben, die sich gut provozieren lassen. Das können natürlich nur katholische Geistliche sein (siehe Beitrag vom 27.12.13). (Dass meine Freude dennoch ein wenig getrübt ist, liegt daran, dass sich mein Ergebnis nicht wissenschaftlich belegen lässt. Daher wird es immer eine Ansicht bleiben.)

Der Fall Conchita Wurst zeigt, dass man nicht unbedingt die Absicht haben muss, Leute zur Weißglut zu bringen, was heißt, dass die „Agent Provocateur Eigenschaft“ für manche eine hinreichende, jedoch keine notwendige Bedingung ist, sich aufzuregen. Einem Russen, wie ich diese Woche erfahren habe, hat schon gereicht, zu sehen, wie bei der Eurovision eine Frau, die trotz eines Bartes kein Mann sein will, Punkte einheimst, um sie samt jener Russen, die für sie gestimmt haben, zu verunglimpfen. Dass dieser auch noch Chef der Eisenbahn ist, spricht nicht unbedingt für das Land. Zu allem Überfluss ist die Wurst-Parade, die am 27.05. stattfinden sollte, aus Sicherheitsgründen abgesagt worden. Obwohl sich viele Russen von Conchita provoziert fühlen, geben sie als Erregte keine gute Figur ab – irgendwie ist das Theater nicht ganz glaubhaft. Mir scheint, sie spielen uns die Empörung vor. Die Geistlichen in Köln sind da weitaus überzeugender.

Der zweite Fall ist noch bizarrer – in Nantes (Frankreich) sind die Schüler, sehr zum Missfallen konservativer Bürger, zum Unterricht heute in Röcken erschienen. Sie wollten damit auf die Diskriminierung der Mädchen hinweisen. Das ist natürlich sehr beeindruckend und lobenswert. Noch mehr hat mich beeindruckt, dass die Jungen wissen, dass Frauen Röcke tragen. Da in England der Rock Teil der Schuluniform ist, würde ich verstehen, wenn die Jungs in Eton auf diese Weise protestieren würden. In Deutschland ist es jedenfalls nahezu unmöglich, einer Frau, die sich derart kleidet (vom Kleid ganz abgesehen), zu begegnen, darum deutsche Jungs ihre Solidarität eher mit selbst angefertigten Busen zum Ausdruck gebracht hätte. (Wie es um den Rock in Frankreich bestellt ist, weiß ich nicht. Vermutlich hat jemand von ihnen einen Film mit der Deneuve gesehen.) Warum die Frauen hierzulande den Rock verschmähen, ist mir ein Rätsel. Das Kleidungsstück ist zu einer reinen Dienstuniform verkommen. Bald werden sich die Stewardessen und Rezeptionistinnen sich ihm verweigern (zu sexistisch). Besserung ist nicht in Sicht – selbst junge Politikerinnen bevorzugen den Hosenanzug. Um das zu ändern, muss dieser vermutlich erst zur Uniform werden. Das es auch anders geht, zeigt RT. (Wer vor 25 Jahren gedacht, dass die Russinnen, jedenfalls im Fernsehen, sich mal schicker als die Deutschen kleiden würden.) Fazit: Auch diese Aktion kommt nicht an Köln heran.

Und dann bin ich noch auf einen Artikel gestoßen, der nicht provozieren will, es jedoch dennoch tut – eine promovierter Wirtschaftswissenschaftlerin und Buchautorin erklärt, warum sie nackt Modell gestanden hat.

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