Wo bleibt der Neid?

Hoffentlich ist es diesmal keine Ente, denn nach dem Test einer Wasserstoffbombe, die keine war, sowie dem Abschuss einer Unterwasserrakete, den man mit einem Video, von dem viele Experten glauben, es sei auf dem Computer entstanden, zu beweisen versucht hat, haben Pjöngjangs Wissenschaftler nun ein Produkt, das ich so toll finde, dass ich fast geneigt, dafür zu plädieren, Kim Jong-un den Besitz der Atombombe zu erlauben, auf den Markt bzw., da es einen solchen dort nicht gibt, an den Mann und an die Frau gebracht – ausgerechnet die Nordkoreaner, denen es seit Jahren schon ziemlich dreckig geht, kommen in den Genuss, hochprozentigen Alkohol trinken zu dürfen, ohne einen Kater fürchten zu müssen (man kann aber noch betrunken werden). Es kommt noch besser – da kein synthetischer Stoff dafür sorgt, dass man sich am nächsten Morgen pudelwohl fühlt, sind Nebenwirkungen nahezu ausgeschlossen. Ein Ginseng, der nur in Nordkorea wächst, sorgt für das Wunder. Möge dieses Naturprodukt auch hier bald erhältlich sein, jedoch bin ich skeptisch, denn finden erst erst einmal die Schönen und Reichen Gefallen daran, werden selbst die Nordkoreaner wegen der Devisen, die damit zu erzielen sind, auf ihre tägliche Ration verzichten müssen. Noch ist es aber nicht soweit. Selbst in Davos, wo seit heute die Wirtschaftselite sowie DiCaprio, der wohl gekommen ist, um der Welt zu zeigen, dass er weder an einer Kälte- noch einer Bergphobie leidet (Stichwort The Revenent), versammelt sind, gibt es diesen Ginseng nicht. Da es langsam in wird, ja wir angehalten werden (vor wenigen Jahren noch völlig undenkbar), auf die Mega-Betuchten neidisch zu sein, bedaure sie sehr, dass die bisherige Berichterstattung über das Treffen dieses Gefühl in mir nicht entfachen konnte (selbst Frau Slomka ist gescheitert). Aber die Konferenz geht ja noch einige Tage. Wenn nicht Oxfam als Auftraggeber einer Studie, die besagt, 62 Leuten gehöre die Hälfte der Welt, genannt worden wäre, hätte ich geglaubt, die Meldung sei aus Ärger der Milliardäre darüber, dass sich niemand über deren Reichtum beschwert, lanciert worden – lt. Otto Reuter gibt es für manche Gastgeber nichts Schöneres, als zu sehen, wie ihre Gäste beim Anblick der Einrichtung vor Neid erblassen. Mit Sicherheit ist das auch der Grund, warum ich bei den Teilnehmern keine Untergangsstimmung
ausmachen konnte (wer sich die exorbitanten Teilnahmegebühren von 65,000 € leisten kann, den versetzt eh nur die höchsten Lawinenwarnstufe in diese Stimmung). Da für Davos seit mehr als 40 Jahren das Motto „außer Spesen nichts gewesen“ gilt, fällt es mir sehr schwer, mir einzureden, traurig darüber zu sein, nicht teilnehmen zu können. Angesichts dieser Erkenntnisse scheint es mir nahezu unmöglich zu sein, während des Treffens mein Neid-Level zu verbessern. Das sind 5 Tage, die der Kapitalismus länger existieren kann.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert