Da aller guten Dinge drei sind, wird eine These wird zum Gesetz – nach zwei Wahlen, die für jene Parteien, die mit Merkels Christsozialen koalierten, nicht nur herbe Niederlagen einbrachten, sondern für eine sogar im Desaster mit der Folge endete, dass selbst zwei Jahre nach deren Abstrafung niemand sagen kann, ob diese Gruppierung jemals wieder über den Rand der Bedeutungslosigkeit hinauskommen wird (ein Schritt in die andere Richtung bedeutet den freien Fall in die Tiefe), hat das Ergebnis in UK bestätigt, was ich immer auszusprechen gewagt habe – wer sich mit den Konservativen zusammentut, wird spätestens am nächsten Wahltag merken, dass dies der schwerster Fehler, den er in der Politik machen kann, ist. In Großbritannien mussten Cleggs Liberaldemokraten, die sich geviertelt haben, daran glauben. Während die gerade einmal mit 10 Mann im Unterhaus vertreten sind, hat es für den ehemaligen Koalitionspartner zur absoluten Mehrheit gereicht. Früher hat es geheißen, von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen. Nun muss ich von den Rechten lernen, was ich ab heute tun werde, auch wenn ich mit dem, was sie vorschlagen, nichts am Hut habe. Wichtig ist, nicht mehr abzuschalten, wenn sie reden. Das ist leichter gesagt als getan, darum entwickle ich Strategien, die mir ermöglichen, ihnen stundenlang zuzuhören. (Nur für den Fall, dass jemanden von denen die fixe Idee hat, Castros Redezeit zu übertreffen. Bei den Konservativen weiß man ja nie.) Wenn ich Cameron sehe, stelle ich mir ab heute immer vor, wegen seines glatten Kinderpopo-Gesichts müsse er jede zweite Nacht eine Gesichtsmaske, die ihn dazu verdonnert, im Sitzen zu schlafen, tragen. Für Merkel ist mir noch nichts eingefallen. Ich bin mir ganz sicher, dass mich meine Phantasie nicht im Stich lässt. Da in einer Demokratie es tabu ist, Wahlentscheidungen kritisch zu beurteilen (während konservative Politiker schnell empört sind, wenn man deren Wählern bescheinigt, sie hätten keine Ahnung von Politik, liegen deren Beiß-Hemmschwellen gegenüber Leuten, die links wählen, weit unter jener Suarez‘), muss ich mir die Frage, wieso es den Rechten gelingt, aus Koalitionen, die sie anführen, immer als Sieger hervorzugehen, selbst beantworten. Vermutlich liegt es daran, dass sie es schaffen, die Wähler davon zu überzeugen, dass ohne ihren Partner alles besser verlaufen wäre. Gängige Schlagwörter, mit denen jeder etwas anzufangen weiß, auch wenn sie einen Sachverhalt falsch oder unvollständig wiedergeben (Stichwort „Schwäbische Hausfrau“), helfen, das Wahlvolk auf seine Seite zu ziehen. Je einfacher, desto überzeugender. Komplizierte Sachverhalte extrem zu vereinfachen scheint zudem eine ihrer Stärken zu sein. Und dann scheuen sie nicht davor zurück, Ängste zu scheuen. Im Vereinigten Königreich waren die Schotten jene, vor denen sich die guten Engländer schützen muss, was nur mit Cameron zu schaffen sei. Seine Partei als Bollwerk gegen die SNP. Von heute ab müssen sie alleine regieren. In Zeiten, in denen man viel falsch machen kann, ist das nicht unbedingt erstrebenswert.
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