Wettermänner braucht das Land

Kann man Kinder während lang anhaltender Schlechtwetterperioden ruhigen Gewissens noch Radio hören lassen? Da der Deutschlandfunk der einzige Sender ist, den ich bedenkenlos empfehlen würde, erübrigt sich die Frage. Welches Kind will früh morgens schon ein Interview mit einem Bundestagsabgeordneten, der den meisten unbekannt ist, hören? Natürlich keines. Würden die Kölner auf alle Wortbeiträge verzichten, also nur Musik spielen, wären das Programm pädagogisch wertvoll. Warum? Weil der DLF zu den wenigen Sendern gehört, die vom Wetter unvoreingenommen berichten – sprich dem, der verkündet, wie es ist und sein wird, ist es egal, ob die Sonne scheint oder mit 20 cm Schnee zu rechnen ist. Selbst der Satz „für diese Jahreszeit zu kalt“ juckt ihn nicht. Früher war es gang und gäbe, das Wetter den Nachrichtensprechern vorzubehalten.

Heute aber laufen ständig Radioshows, die natürlich moderiert werden müssen, was nicht ganz einfach ist, darum irgendjemand die Idee gehabt haben muss, den Moderatoren die Wetteransage anzuvertrauen. Für die kann es schon mal „arschkalt“ sein, was mich nicht stört, wenn es wirklich so ist. Schlimmer sind jene, die ständig jammern bzw. sich nach Sonne und 35 Grad im Schatten sehnen und allen empfehlen, sofort in den Süden zu fliegen. Bei Figaro hat jemand gar gemeint, hätte er nur auf den Rat seiner Mutter gehört, etwas Vernünftiges zu lernen, bräuchte er den Hörern nicht schlechte Nachrichten – seit gestern hält eine Regenfront Sachsen-Anhalt in Atem – vorzulesen. Männer sind in diesem Metier aber die Ausnahme – das Wetter im Radio ist fest in weiblicher Hand. Ihre Kollegen, wie kann es auch anders sein, sagen an, wo es Staus und Radarfallen gibt. Diese Arbeitsteilung ist ziemlich unfair gegenüber dem männlichen Geschlecht, denn während die Frauen die Möglichkeit haben, mit Bonmots zu glänzen (wie „Nachts ist es weiterhin dunkel“), dürfen ihre Partner nicht zeigen, wie einfallsreich sie sind (ein erfundener Geisterfahrer könnte einen Stau auslösen).

Vielleicht wäre es ganz gut, wenn mal ein ehemaliger Elitesoldat (Typ „Oberstleutnant Sanftleben“), der Extremwetterlagen liebt (bei der Ausbildung ist das kein Wunder), das Wetter präsentieren würde. Er wäre sicher in der Lage, junge Leute für Dauerregen zu begeistern. Fairerweise muss ich einräumen, dass nicht geklärt ist, ob weibliche Radio-Wetteransagerinnen Kinder negativ beeinflussen. Ich weiß nur, dass Hundebesitzer ihren Lieblingen keinen Gefallen tun, wenn sie glauben, sie müssten bei Regen zu Hause bleiben bzw. nur widerwillig mit ihm rausgehen. Das kann dazu führen, dass er keine Lust hat, bei Mistwetter hinauszugehen. Dann müssen die Hunde-Pyschologen, für die ist das bisherige Wetter ein Arbeitsbeschaffungsprogramm
ist, ran. Vermutlich werden sie sich im Spätsommer vor Aufträgen nicht mehr retten können. Dabei haben die Vierbeiner eigentlich keine Präferenzen. Es liegt nahe, zu vermuten, dass die Wetterfeen im Radio viele Wetter-Mäkler hervorbringen werden. Die stören sich später an allen möglichen Wetterlagen. Auf der Erde leben in naher Zukunft nur noch Wetterfühlige, die wissen, wann das Wetter umschlägt. Wenigstens gibt es in der Zukunft keinen Wetterbericht mehr.

PS: In der Schule mussten wir in der Unterstufe „Regenwetter“ lernen. Heroisch ist es nicht gerade, in der Wohnung herumzusitzen.

Regenwetter
Friedrich Halm

Was ist das für ein Wetter heut!
Es regnet ja wie toll!
Die Straße ist ein großer See,
Die Gosse übervoll.

Der Sperling duckt sich unters Dach,
So gut er eben kann,
Und Nero liegt im Hundehaus
Und knurrt das Wetter an.

Wir aber haben frohen Mut
Und sehn dem Regen zu,
Erzählen uns gar mancherlei
Daheim in guter Ruh.

Lass regnen, was es regnen will!
Lass allem seinen Lauf!
Und wenn’s genug geregnet hat,
So hörts auch wieder auf.

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