Wer hat die schrägste Wohnung im ganzen Land?

Wenn Sie auch zu denen gehören, die kein „Gebührenfernsehen“ mehr gucken wollen, weil der Hessischen Rundfunk Matussek in eine Sendung eingeladen hat, sollten Sie unbedingt weiterlesen, denn vorgestern schon haben die Öffentlichen ihren Fauxpas mit der lustigsten Dokumention, die das Deutsche Fernsehen je gesendet hat, wettgemacht. Da sich weder der Intendant noch der Programmverantwortliche bzw. Redaktionsleiter sich dafür entschuldigt haben, dürften nur ein paar Auserwählte, zu denen sich auch der Kolumnist zählen darf, davon gewusst haben – wer es geschafft hat, sich an Dietz‘ letzten Beitrag zu erinnern, hat beim Sehen ahnen können, dass die Sender um Wiedergutmachung bestrebt sind. „Wohnzimmer – Hinter diesen Fenstern“ heißt die dreiteilige Dokumentation, deren ersten Teil 3Sat am Sonntag ausstrahlte. Eine sympathische Wiener Barbie-Handwerkerin, vermutlich ist sie die einzige ihrer Art auf der Welt, hat den Anfang gemacht. Sie hat ihre Wohnung so eingerichtet, dass sich sie Zeit ihres Lebens nicht zu sorgen braucht, jemand könnte auf die Idee kommen, mit ihr zusammenleben zu wollen. Das ist schlicht unmöglich. Wer bei ihr einzieht, muss gewillt, darauf zu verzichten, bezüglich der Wohnungseinrichtung mitentscheiden zu können. Für mich wäre das ein Graus, jedoch kann ich mir vorstellen, dass viele Männer sich freuen würden, eine Frau zu haben, die nicht nur entscheidet, wo ein Bild angebracht wird, sondern sogar noch selbst die Nägel in die Wand schlägt (natürlich kann sie vielmehr). Diese Frau wäre ein Traum, wenn sie aus ihrem Heim keine Puppenstube gemacht hätte. Wer ewig Prinz bleiben möchte (wie der Mann der Queen, Philip), ist bei ihr aber gut aufgehoben. Ihr folgt ein Ur-Leipziger (als Kontrastprogramm), der, was den Charakter angeht, gar nicht mehr „Ur“ sein kann. Da ich mir nicht vorstellen, in den beiden kommenden Folgen Extravaganteres erleben zu dürfen, habe ich mich schon gefragt, ob es nicht sinnvoll ist, der Person, die in Halle wohnt (ja, jemand aus Halle kommt auch vor), noch Material zur Verfügung zu stellen. Schnell ist mir dann klar geworden, dass die Folgen ja schon alle gedreht wurden. Ich bin wirklich neugierig.

Warum strahlt Jauch überhaupt Putins Interview aus, wenn er überhaupt nicht die Absicht hat, auf das Gesagte einzugehen? Statt sich mit dessen Aussagen zu beschäftigen, hat er etwas gemacht, was Kreml-Beobachter zu Zeiten, als sowjetische Politiker kein Interviews zu geben brauchten, zu tun pflegten – mutmaßen. Auf nichts anderes läuft seine Frage, ob Putin sich aufgegeben habe, hinaus. Damit hat er jedweder vernünftige und einigermaßen konkrete Diskussion zerstört (zudem ist die Frage völlig unwichtig). Dabei hätten er und seine Gäste sich nur mit den Aussagen Putins auseinanderzusetzen brauchen. Das hat er tunlichst vermieden. Knapp 3 Tage hatte er Zeit, nach Leuten zu suchen, die in der Lage sind, Putins Aussagen zu bewerten. Stattdessen kam von der Leyen, der es, dank des Moderators, nicht sonderlich schwer fiel, ihre gefürchtete Gebetsmühle in Gang zu setzen. Viel Moral, wenig Inhalt. Winkler durfte behaupten, Putin würde die Rechten unterstützen. Belege hat er nicht vorbringen können. Vermutlich hat er auch das Interview, dass Sophie Schewardnadse mit Marine Le Pen führte, bei RT gesehen. Viel heiße Luft, aber nichts Konkretes. Schade um die Zeit. Wer nach Putin ins Bett gegangen ist, hat die richtige Wahl getroffen.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert