Was ist nur mit den Russen los?

Armer Putin, was hätte er in der Zeit, als er mit dem 21kg schweren Hecht in Sibirien kämpfte – lt. Anglerlatein kann sich der Fight zwischen Mensch und Fisch über Stunden hinziehen –, alles kontrollieren können. Hält Snowden, wie gefordert, dicht? Geben sich Schwule und Lesben in der Öffentlichkeit züchtig? Will ihn jemand herauszufordern? Wagt jemand, ihn zu kritisieren? Da bleibt natürlich wenig Zeit, nach Konzepten, die das Land voranbringen, zu suchen, geschweige jene, die man hat, erfolgreich umzusetzen. Umso ärgerlicher, wenn ausgerechnet unter dem Kontrollfreak Putin eine Veranstaltung, die für das Land zukunftsweisend ist, ziemlich blamabel beginnt. Besserung ist nicht in Sicht, denn noch heute war es noch möglich, für alle Wochentage, also auch für den Dienstag, online Karten zu erstehen. Das gab es wohl noch nie bei einer Leichtathletikweltmeisterschaft. Schwarzmarkthändler haben in Moskau keine Chance. Das ist aber schon das einzige Positive daran.

Liegt es an den hohen Lebenshaltungskosten (die 4. teuerste Stadt der Welt) und den niedrigen Verdiensten (im Durchschnitt 1200,00 Euro)? (Mir rätselhaft, wie so etwas überhaupt möglich ist.) Wo sind die vielen Neureichen, wenn man sie braucht? Angeblich soll es die doch dort in Hülle und Fülle geben. Ich vermute, die Tickets sind ihnen zu billig – 3000 bis 100 Rubel, umgerechnet 70 bis 2,50 Euro – muss man zahlen. Diese Preise beleidigen sie womöglich. Selbst das Bolschoi ist teurer. (Und dort tanzen sie das ganze Jahr über.) Von den Gourmet-Restaurants und exklusiven Nachtklubs ganz zu schweigen. Das kann Putin nicht gefallen. Ausgerechnet jene, die am meisten vom Kapitalismus sibirischer Art profitiert haben, lassen ihn im Stich. Das wird er sich nicht bieten lassen. Zur Strafe müssen sie alle nach Sotschi zur Winterolympiade kommen. Dort ist man dann unter sich. Da macht das Zuschauen wieder Spaß.

Mit dem Desinteresse der Russen habe ich wirklich nicht gerechnet. Wie auch, fuhren doch tausende Fußballfans zur EM nach Polen. Beide (Leichtathletik und Fußball) schließen sich nicht aus. England ist das beste Beispiel dafür. Während der Olympiade herrschte im Luschniki beste Stimmung. (Wessigs Hochsprungweltrekord ist mir noch in bester Erinnerung.)

Für die Deutschen ist es bisher super gelaufen. Medaillen en gros, das hat es lange nicht mehr gegeben. Das einzige Problem, das ich habe, ist, den Kommentatoren, von Eurosport mal abgesehen, zuzuhören. Von denen habe ich den Eindruck, als würden sich zur gleichen Zeit zwei Berufe (lt. jüngsten Statistiken liege das im Trend) ausüben. Im Gegensatz zu den anderen können sie beide Jobs zur gleichen Zeit machen – sie sind als Kommentatoren und Dopingjäger/Bewährungshelfer tätig (ein neuer Berufszweig). Wissen sie von einer Disziplin, in der gedopt wird, klären sie uns sofort auf (wie beim 100-Meter-Finale der Männer). Außerdem fordern sie uns auf, nicht allzu euphorisch zu werden. Kennen sie jemanden, der schon mal erwischt wurde, informieren sie ebenfalls. (Während der Vorstellung der 400-Meter-Läufer habe ich vernommen, ein glatzköpfiger Schwarzen er sei gesperrt worden, weil er Haarwuchsmittel eingenommen habe. Übrigens hat er gerade das Finale gewonnen.) Dann sind sie Bewährungshelfer, die Methoden, die aus viktorianischer Zeit stammen, anwenden. Reiche Frauen, die sich um Verurteilte kümmerten, posaunten überall hinaus, was ihre Schützlinge angestellt hatten. Vermutlich hätten sie auch versucht, Jack the Ripper auf den rechten Weg zurückzubringen, wenn er gefasst worden wäre. Dafür hätten sie die Todesstrafe abschaffen müssen.

Es macht keinen Spaß, ständig zu hören, wer mal gesperrt gewesen ist. Starten deutsche Athleten in einer „berüchtigten“ Disziplin, sind alle Bedenken wie weggeblasen. Da eine Deutsche die Chance hatte, den Endlauf über 100 Meter zu erreichen, waren die Sprinterinnen waren über jeden Dopingverdacht erhaben.

PS: Heute war es schon voller. Hoffentlich kamen die nicht nur wegen Issinbajewa.

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