Helsinki vor 104 Jahren – Georg V. gab mit seinem Cousins Nikolaus II. und Wilhelm II., für den der russischer Zar ein Neffe dritten Grades war, eine Pressekonferenz, das so harmonisch verlief, dass die Welt glaubte, den Sommer nun genießen zu können. Anfang August brach dann der 1. Weltkrieg aus. Und die Welt war entsetzt. Natürlich war dem nicht so – weder gab es das besagt Treffen, noch fürchteten sich die Menschen vor Krieg, ganz im Gegenteil, viele freuten sich auf die Auseinandersetzung, die ihnen wie ein großes Abenteuer, das man keineswegs versäumen durfte, erschien. Sollte es nach dem Treffen zwischen Putin und Trump, das nun wirklich in Helsinki stattgefunden hat (da heutzutage fast alles angezweifelt wird, kann nicht ausgeschlossen werden, dass es Leute gibt, die glauben, die beiden hätten sich überhaupt nicht getroffen), zu einem militärischen Konflikt zwischen den beiden Ländern kommen, würde zwar kaum jemand auf der Straße jubeln, jedoch die Leute sich fragen, wie die beiden Freude, über die man nach der Berichterstattung in den Eindruck haben musste, sie sind Seelenverwandte, sich innerhalb weniger Tage so entzweien konnten. Wer sich deren Auftritt anschaut, wird aber feststellen, dass die beiden nur eines zu verbinden scheint – weder Putin noch Trump können ihre Antipathie gegen Hillary Clinton verbergen. Wenn man schon zwischen zwei Feinden wählen kann, dann entscheidet man sich für den, der noch mit einem spricht. Und das tat Trump auch, wie Helsinki gezeigt hat. Vermutlich hätte es dem guten Klima, das beide mit Freude zur Schau gestellt haben, nicht geschadet, wenn Trump die Frage, ob sich die Russen in den Wahlkampf einmischten, mit einem klaren Ja beantwortet hätte. Putin hat schließlich einen Plan, der für alle Szenerien gültig ist. Dieser besagt, den Amerikanern anzubieten, auf deren Antrag die russischen Ermittlungsbehörden auf die Leute, die für die Einmischung in den Wahlkampf in den USA angeklagt wurden, anzusetzen (Muller und Co. dürfen sogar bei den Verhören anwesend sein). Selbst wenn Trump gesagt hätte, ohne die Manipulationen der Russen säße er nicht im Weißen Haus, wäre Putin bei seinem Plan und seiner Haltung geblieben. Vermutlich wäre ihm lieber gewesen, wenn er beschuldigt worden wäre, da dann womöglich über die eigentlich wichtigen Fragen berichtet worden wäre. Trumps heutige Erklärung, seinen Geheimdiensten zu vertrauen (kleine Vorbehalte hat er dennoch), kommt darum einen Tag zu spät. Das hätte er gestern gegen 17:00 Uhr in Helsinki erklären müssen. Dank des Ungeschicks und der schlechten Beratung Trumps wird ein Treffen, das zur Hoffnung Anlass gibt, die beiden Supermächte könnten in nächster Zeit entspannter miteinander umgehen, wegen der leidigen Einmischungsversuche, für die sich außerhalb der USA niemand interessiert, von weiten Teilen der Medien zu einem Debakel für Trump und Amerika erklärt. Schlimm, wenn die halbe Welt Anteil an einer innenpolitischen Auseinandersetzung nehmen muss. Das haben wir und Helsinki nicht verdient.
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