Vorurteile bezüglich Remakes

Sicherlich bin ich nicht der einzige, der sich freut, wenn ein Vorurteil, das sich über eine gewisse Zeit mühevoll aufgebaut hat, aber dann, wenn es erst einmal da ist, aufopferungsvoll und beharrlich gepflegt und -hegt wird, was zu allem Überfluss auch noch auf liebevolle Art geschieht, bestätigt wird. Das Vorurteil kann sich der ewigen Unterstützung, ja Liebe, seines Trägers sicher sein, so wie Blumen, die von einer Gartenlieberhaberin umhegt werden, davon ausgehen können, dass diese sich immer um sie kümmern wird. Unter diesen Umständen fällt es schwer, sich vorzustellen, eine langgehegte Meinung, die es in punkto Festigkeit mit einer deutschen Eiche aufnehmen kann, irgendwie entkräften zu können. Es ist, welch Wunder, aber möglich, richtig los wird man, so vermute und fürchte ich, eine einmal gefasste Vorstellung, die ja für das ganze Leben halten soll, nicht. Es bedarf wirklich überzeugender Argumente oder aufregender Erlebnisse, diese zu ändern. Manchmal klappt es, wie ich vorgestern zu meinem großen Erstaunen festgestellt habe, als ich mir nämlich ein Remake ansah, von dem die Macher des Films behaupten, er wäre keiner, der Plot jener der Originalversion sehr ähnlich ist bzw. erst am Ende etwas Neues gezeigt wird, ist klar, dass es sich doch um eine Nachahmung, die ich grundsätzlich nicht mag (nicht weil sie meistens schlechter ist, sondern sie es mir schwerer macht, mich ans Original zu erinnern), handeln muss. Sie werden sicherlich schon wissen, um welchen Film es sich handelt – natürlich ist es „True Grit“, dessen Originalversion in Deutschland „Der Marshal“ heißt, während man in Amerika die erste Verfilmung nach dem Namen des Buches, der dem Film zugrunde liegt, benannt hat, so dass es nun zwei „True Grits“ gibt: Als ich lesen  musste, die Cohen-Brüder hätten den Stoff neu inszeniert, habe ich dies als ungemeinen Frevel empfunden, gehört er doch alleine schon wegen der Protagonistin – die herrlich burschikos, überwältigend frech, völlig unbefangen, überaus schlau und gerissen, dazu noch hartnäckig und sehr strebsam ist, es sich also um eine Person handelt, die man im Alltag nur schwer finden wird – zu meinen Lieblingsfilmen. Natürlich habe ich recht behalten – die neue Heldin kommt, wenn ich auch einräumen muss, dass sie von einer erst Vierzehnjährigen verkörpert wird, nicht so locker daher. Gewiss, sie legt auch ihre Geschäftspartner aufs Kreuz, das aber weitaus weniger charmant und nonchalant als das Mädchen im ersten Film. Natürlich spielt auch die hervorragende deutsche Synchronisation eine Rolle – die Sprachmelodie der deutschen Sprecher ist viel sonorer als jene von Wayne und Co.. Trotz des Humors, mit dem die Cohens versuchen, die düstere und raue Atmosphäre, für die sie sich, als sie ihr Werk planten,  entschieden haben, ein wenig aufzulockern, fand ich in den Anfang recht zäh – nur über die Szene, als  einer der Zuschauer, die gekommen waren, um die Hinrichtung dreier Delinquenten zu erleben, die letzten Worte eines Verurteilten, die nur schwer an Selbstmitleid zu überbieten war, mit der Bemerkung, er solle aufhören, zu jammern, quittierte, konnte ich so richtig lachen. Vermutlich haben die Eindrücke da noch mit meinem Vorurteil gekämpft. Es wurde dann aber besser. Sehenswert ist der Film allemal. Ich werde nun versuchen, meine Vorurteile, wenigstens das bezüglich des Wiederaufbereitens alter Filme, nicht mehr so ernst zu nehmen.

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