stiff upper lip (steife Oberlippe) – das Ende naht

Aber wenigstens dürfen wir Kontinentaleuropäer, trotz Dauer-Hitze, Dürren und Waldbränden, noch auf steife Oberlippe machen, ohne dass unser starres Festhalten an liebgewonnenen Gewohnheiten als Dummheit entlarvt wird; dank des Barentsobservers nämlich, der angesichts der Bedeutung, den der Nordpol für das Klima und Wetter hat, ein Muss für alle sein sollte, brauchen sie in den Küstenregionen Sibiriens in dieser Jahreszeit tatsächlich noch Eisbrecher – 1 Meter dickes Eis muss gerade ein russisches Atomungetüm durchbrechen, um erstmals in diesem Jahr einem Konvoi die Ost-West-Passage durch die Beringstraße zu ermöglichen. Werden diese Fahrten Routine, gibt es eine neue Gruppe, die gar nicht anders kann, als sich eine steife Oberlippe zuzulegen – niemand wird Chinas Seidenstraßen, in die das Land gewaltigen Summen zu investieren gedenkt, nutzen, wenn der Transport über den Nordpol zwar ein wenig länger dauert, dafür aber viel billiger ist. Immerhin haben die Chinesen noch die Chance, ihr Geld in vernünftiger Projekte zu stecken, während die Briten sich mit ihrem Brexit so hoffnungslos verrannt haben, dass sie nicht einmal mehr zu einer stiff uper lip fähig sind. Falls sich die EU genauso hart und unnachgiebig wie die Sieger, die in Versailles über die Reparationszahlungen Deutschlands verhandelten, zeigen sollten, fürchten die Erfinder der steifen Oberlippe ein britisches Weimar. Deshalb müsse Brüssel nachsichtig mit May sein, denn etwas Besseres als was sie jetzt auf den Tisch gelegt hat wird London nicht einreichen. So abschreckend es auch sein mag, in naher Zukunft erleben zu müssen, wie das britische Pendant (extra steife Oberlippe?) zum Führer Chaos in die Welt bringen wird, ist nicht davon auszugehen, dass Brüssel nachgibt. Wer Trump zum Einlenken bewegen kann, wird sich nicht von widerspenstigen Briten, die mit allen Tricks versuchen, ein Loch in die Phalanx der Europäer zu schlagen, beeindrucken lassen. Wäre das Königreich jetzt schon draußen, würden deren Bewohner spätestens im nächsten Jahr mit einem Blick, den Hunde machen, wenn etwas zu essen haben wollen, nach Europa schauen – während hier dank Junckers Soja-Deal mit Donald die Fleisch- und Wursttheken prächtig gefüllt sein werden, herrschte in denen auf der Insel eine Leere wie zu Zeiten der letzten Jahre der Sowjetunion. (Amerikas teures Flüssiggas überlassen wir gerne den Polen und Balten.) Ein Land voller Zwangsvegetarier, denen es nichts ausmacht, Hunde- und Pferdefleisch zu essen. Junckers Deal kann für das Klima zwar nicht schlechter sein, jedoch erlaubt er uns, unsere Gewohnheiten beibehalten zu können. Die Insel auf dem Weg zum Kuba Europas? Das galt mal als Vorbild für Lateinamerika, dank der Unterstützung der Länder hinter dem Eisernen Vorhang. Die Briten müssten es allein schaffen. Dann kann man ihnen nur eine steife Oberlippe wünschen (eine wird da vermutlich gar nicht reichen).

PS: Wenigstens macht der Independent, die wohl einzige pro-europäische Zeitung im Lande, es den Brexitern so schwer wie möglich.

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