Statistiken und Geschmäcker

Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast, und wer nun meint, jene, in der Deutschland ausnahmsweise mal im Mittelfeld landet, könne ausnahmsweise richtig sein, wird schnell eines Besseren belehrt – ausgerechnet die Einwohner eines Landes, das für Menschen, denen ein heißer Sommer schwer zu schaffen macht, unbewohnbar ist, haben lt. OECD diesen lebenswertesten erklärt, womit es gleichzeitig auch lebenswertester Kontinent ist. Der Staat könnte die Position schnell wieder verlieren, als Erdteil aber bleibt Australien das Paradies auf Erden – wer diese Extreme mag, wechselt nicht so schnell von einem Extrem ins andere. Wie sich in dieser unwirklichen Gegend Menschen wohl fühlen können, ist mir wirklich unbegreiflich, zumal weite Landstriche des Landes nach schweren Regenfällen regelmäßig unter Wasser stehen. Und dann kann man wegen der Haie nicht ungestört baden. Und da in Australien das Nacktbaden, das nur noch der Generation 60plus Spaß bereitet, verpönt ist, weiß ich nicht, wie man diese gefährlichen Tiere in den Griff bekommen könnte. (Natürlich ließen sich die Strände einzäunen. Aber das kostet Unsummen). Auf Platz 2 haben sich die Schweden gewählt, was angesichts der Ausschreitungen (ein Viertel der jungen Menschen ist arbeitslos), die seit Tagen dort herrschen, nur schwer zu verstehen ist. Lt. Figaro (Kultur-Sender des MDR) haben sich die schwedischen Medien entschlossen, nicht mehr darüber zu berichten, wie Autos angezündet werden. Seitdem soll es ruhiger geworden sein. Der 3. Platz gehört den Dänen, war mir plausibel erscheint.

Es ist wohl reiner Zufall, dass heute (offiziell) herauskam, dass Neuwagen mehr Sprit verbrauchen würden als in den Prospekten angegeben. Wer den wirklichen Verbrauch wissen will, muss mindestens 20 Prozent hinzurechnen. Das erinnert an die Praxis in der DDR, viele Daten kräftig zu frisieren. Jedoch ging damals meist darum, die tatsächlichen Produktionszahlen so hoch wie im Plan festgelegt anzusetzen. Dank eines gestärkten Umwelt- und Preisbewusstseins soll heute alles so niedrig wie möglich sein. Aber wenigstens geht es in die richtige Richtung.

Für den größten Aufreger haben zwei deutsche Zeitungen, die zu den sogenannten Qualitätsmedien gehören, gesorgt. SpiegelOnline und die SZ haben kein gutes Haar an den Showeinlagen vor dem CL-Endspiel gelassen – martialisch und kriegslüstern sei das Programm gewesen. Die Einlagen – Ritter, die sich in den Vereinsfarben beider Clubs duellieren und mit Pfeilen beschießen – würden, so der Unterton, die Fans , die sich so friedlich verhalten hätten, zur Gewalt anstacheln. Die Münchener meinten gar, nur die deutschen Panzer hätten noch gefehlt. Die hätten auch nur gegen sich selbst kämpfen können – Deutschland im Bürgerkrieg. Würden überall derart strenge Maßstäbe angelegt, gäbe es nur Rosanunde Pilcher Filme zu sehen. Und das selbst im Kino. Die Show war natürlich originell. Ohne viel Aufwand haben die Briten es geschafft, zu zeigen, dass sie die Gastgeber sind, ohne dabei aufdringlich zu wirken.

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