„Solo“ – ein Plädoyer für die Abrüstung

„Solo A Star Wars Story“ – dass ausgerechnet unter dem Label der Star Wars-Reihe, deren Filme jedes Mal aufs Neue die Erwartungen der Kinogänger, wie eine Materialschlacht auszusehen habe, nach oben geschraubt haben, ein Werk darunter sein könnte, das das gute alte Abenteuergenre, das ich schon für ausgestorben hielt, zu neuem Leben erweckt, hat sich von den vielen Fans, von denen der eine oder andere schon mal mit seinem Lichtschwert die Besucher während der Vorstellung erheitert, niemand vorstellen können. Der Schock ist so groß, dass viele Kritiker den Film verreißen und die Fangemeinde sich nicht in den Kinos blicken lässt. Mit einem Schwert ist jedenfalls niemand erschienen. Er hätte auch keine Gelegenheit gehabt, es zu ziehen, denn in „Solo“ kommen die Charaktere, die in der Lage sind, die Dinger zu führen, gar nicht vor. „Solo“ spielt im Milieu des Prekariats, in dem man, ganz im Gegensatz zu heute, wo nur ein Lottogewinn à la Erwin Lindemanns Reichtum ermöglicht, durch Piraterie zu einem gemachten Mann werden kann. Diese Form des asymmetrischen Krieges braucht keine Schlachtschiffe, sondern wendige Boote, mit denen man unverhofft zuschlagen kann. Und natürlich bedarf es einen Charakters wie „Han Solo“, der alles mitbringt, um ein guter Piratenkapitän zu werden – wichtig ist, nicht albern und affektiert wie Jack Sparrow zu sein. Hyper-männlich wie Kapitän Vallo kommt Han, der ja erst Azubi ist (ich glaube, ich verrate nicht zu viel, wenn ich preisgebe, dass er seine Lehre in Rekordzeit abschließen wird), auch nicht daher. Gott sei Dank gibt es noch mehr Filmpiraten. Geoffrey Thorpe z. B., der Königin Elisabeth I. dient. Dieser bedient sich des Goldes und Silbers, das die Spanier aus der Neuen Welt nach Europa bringen. Ähnlich forsch und verwegen wie Errol Flynn agiert Alden Ehrenreich. Als Novize ist er natürlich viel unbekümmerter als der erfahrene Haudegen. Und er raubt selbstverständlich keine Edelmetalle, sondern ein „Hyperfuel“, der so knapp ist, dass dieser praktisch zur Währung des Universums geworden ist. Zurück zu den Wurzeln – sprich das Unterhaltung in bester Hollywood-Manier, so wie man es gewohnt ist. Einen Unterschied zu früher gibt es dennoch – in den Glanzzeiten der Kalifornier wäre niemand auf die Idee gekommen, eine Roboterdame, die der „Me Too“ Bewegung angehören muss, zur witzigsten Gestalt eines Films zu machen. Diese Rollen waren doch echten Frauen vorbehalten. Nichtsdestotrotz kann ich Feministinnen „Solo“ wärmstens empfehlen. Leute, die Schwerter mögen, rate ich aus Angst, sie könnten mich damit wegen des Frusts, der sie während des Sehens übermannt, durchbohren, lieber nicht, sich den Film anzuschauen.

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