Schade, denn alles bleibt, wie es ist

Wer geht sonntags noch wählen? Da es heißt, nach der Wahl ist vor der Wahl, wähle ich immer am frühestmöglichen Termin, also, wenn mich nicht alles täuscht, drei Wochen vor dem eigentlichen Wahltag. Ich würde sogar noch eher wählen, wenn der Gesetzgeber es zuließe. Leider ist das nicht möglich, jedoch könnte ich mir vorstellen, dass, wenn die Wahlbeteiligung weiter sinken sollte, die Politiker auf die Idee kommen, noch viel früher wählen zu lassen, somit Frühwähler mehrere Wochen glauben können, ihre Stimme würde etwas bewegen. Das ist Balsam für deren Seele. Der Gewinn an Lebensqualität ist so groß, dass sich die Enttäuschung in Grenzen hält, sollte die Partei, der man seine Stimme gegeben hat, schlecht abschneiden. Natürlich lässt dieses Gefühl nach, was aber nicht unbedingt am Abschneiden der Partei, die man sich ausgeguckt hat, liegt. (Das ist aber kein Grund, davon zu lassen. Ganz im Gegenteil, beim letzten Mal war der Service im Wahllokal so toll, dass ich das Gefühl hatte, die Wahlhelfer würden den Zettel für mich ausfüllen und in die Urne werfen, wenn ich sie darum gebeten hätte.) Manchmal ist es einfach so, dass ein Kandidat einfach im Amt bleiben muss. So wie Haseloff – im Juni vorigen Jahres noch schlechtester Landeschef der Bundesrepublik, kann er sich als einziger der drei zur Wahl stehenden Ministerpräsidenten absolut sicher sein, wieder diesen Posten bekleiden zu dürfen. Die AFD macht es möglich. Dank deren Aufstiegs sind die Medien, allen voran die hiesige MZ, mit ihm äußerst schonend umgegangen. Dessen schlechten Auftritt bei der regionalen Elefantenrunde hat die Zeitung ignoriert. Stattdessen hat man ihn zum Volkstribun ernannt und ihm eine Seite gewidmet. Merkel hat heute eine Seite bekommen. Das färbt natürlich auf die Leser ab, die in Haselhoff den Garanten des Bestehenden sehen. Für Experimente bleibt da kein Platz. Aus Angst vor der AFD stützen viele Wähler ihre bisherigen Ministerpräsidenten. Ein großer Teil des Wahlvolks will, dass diese noch stärker als vorher sind. Wer die Partei wählt, protestiert nicht gegen das Establishment, sondern er festigt es. Merkel braucht sich also keine Sorgen zu machen – alles bleibt wie gehabt. Kretschmann wird nicht ewig regieren (der ist in zwei Jahren siebzig). Ein Nachfolger ist nicht Sicht. Die Aussichten für die CDU, ihr Ländle zurückzugewinnen, sind darum gar nicht so schlecht. Eine Protestwahl, die es nur auf dem Papier gibt. Verschenkte Stimmen, weil niemand mit der AFD zusammenarbeiten will. Da die Wähler kaum noch mehr umzustimmen sind, bleibt nur, zu hoffen, dass die AFD sich ändert.

PS: Übrigens hat die AFD die besten Plakate. Ferner habe ich den Eindruck, dass sie eine neue Werbestrategie fahren – die pflastern Haltestellen oder Straßenabschnitte regelrecht mit Plakaten zu. Vielleicht liegt deren Erfolg auch daran.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert