Prosit Neujahr! Was würde in „2013“ stehen?

Eine Gepflogenheit, die in Frankreich üblich ist, macht es möglich, erst knapp eine Woche später das zu tun, was ein Blogger hierzulande am ersten oder zweiten Tag eines neues Jahres tun sollte – ich wünsche allen Lesern ein gesundes, frohes und erfolgreiches Jahr. Eigentlich hätte ich mir bis Ende Januar mit den Neujahresgrüßen Zeit lassen können, jedoch kann ich der Vorstellung, sie nach vier oder fünf Beiträgen in den Blog zu stellen, nichts Gutes abgewinnen. Man kann halt nicht immer am 31. grüßen. Nichtsdestoweniger finde ich es gut, dass sich die Franzosen mit dem Wünschen so lange Zeit nehmen, schließlich hat man in der Hektik, die vor Silvester herrscht, schnell jemanden vergessen.

Angesicht der Erkenntnis eines Prager Bohemiens (sinngemäß), was könne ein Tag schon bieten, der mit dem Aufstehen beginne, habe ich mich gefragt, ob es nicht besser wäre, das Jahr umzubenennen, denn bekanntermaßen ist die dreizehn eine Unglückszahl, somit das Verlassen des Bettes nicht nur Depressionen hervorrufen, sondern sogar gefährlich werden könnte. Meine Furcht ist auf den ersten Blick völlig unbegründet, denn lt. Wiki würden an einem Freitag, den 13., „signifikant weniger Schadensfälle“ als sonst verzeichnet werden, während alle anderen Tage am dreizehnten keine Ausreißer aufzuweisen haben, was einerseits gut ist, andererseits aber bedeutet, dass diese ominöse Zahl kaum jemanden veranlassen wird, vorsichtiger und umsichtiger zu handeln.

Es wird also alles so wie bisher weitergehen. Wie soll sich auch etwas ändern, wenn schon im Jahr 1913 lt. Illies, dessen gleichnamiges Buch („1913“) seit Anfang Dezember das gefragteste Sachbuch ist, sich nur Kafka vor diesem Jahr fürchtete. Er war der einzige, dem Ilies zugestand (jedenfalls auf den ersten acht Seiten), Horror vor der dreizehn gehabt zu haben. (Der Umfang der Leseprobe ist für ein Online-Angebot recht gut). Nichts lässt im Buch, das eigentlich ein Unterhaltungsbuch ist (schon damals Prominente sowie jene, die es später werden sollen, kommen darin vor), darauf schließen, dass es bald Krieg geben wird, was nach 40 Jahren Frieden auch normal ist. Aber selbst wenn sie geahnt hätten, dass ein Krieg bevorstehe, hätte dies an der guten Stimmung nichts geändert. Wer konnte sich schon vorstellen, dass mit der Industrialisierung die Kriege grausamer und brutaler werden würden? Auf eine Chronologie über intellektueller VIPs des Jahres 2013 brauchen wir nicht unbedingt knapp 100 Jahre zu warten – man könnte mit dieser schon heute anfangen, müsste sich aber nur auf Leute, die jeder kennt, beschränken. Und da zwischen Weihnachten und Neujahr eh nicht viel passiert, könnte „2013“ noch in diesem Jahr als E-Book erscheinen.

(Da Augstein nicht mit Broder diskutieren will, wäre es ideal, wenn Peymann und Hochhuth sich entschließen könnten, ihren Streit wiederzubeleben, das bitte möglichst bald, denn in „1913“ geht im Januar Kerr an Mann.)

Ich hätte sogar einen weitaus spektakuläreren, jedoch ungefährlicheren Anfang als jenen, den Illies wählte, in petto – sein Buch beginnt mit einem Schuss, den, wie sich 4 Sätze weiter herausstellt, Louis Armstrong zu Silvester aus purer Freude abgefeuert hat. Gleich im nächsten Satz erfahren wir, dass er zwölf Jahre alt war. Dank der taz könnte ich schreiben: „Es ist die erste Sekunde des Jahres 2013. Böller hallen durch die dunkle Nacht. Ruhige Finger zünden eine Lunte an, man hört ein langes Zischen, kurz darauf gibt es einen Donnerknall“ (hier das Original).
Nach drei Sätzen muss ich schon stoppen, und das alles nur, weil die Polizei niemanden festnahm. Dabei hat jeder von denen, die wild herumballern, doch die Möglichkeit hat, genauso berühmt wie Armstrong zu werden. Und es gab sicherlich hunderte solcher Szenen in Deutschland. Wegen unwissender Polizisten, die von ihren Vorgesetzten im Stich gelassen wurden, müssen künftige Chronisten nun darauf vertrauen, dass ein zukünftig Prominenter sich zu seinen Jugendsünden bekennt.

Im Ernst – warum regen sich nur so viele darüber auf? Und das ausgerechnet bei der taz. Auf Youtube ist es sogar noch schlimmer. 604 mögen das Video überhaupt nicht. Die meisten kennen und meiden die Plätze, wo es heiß hergeht.

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