Als sie die Bühne betrat – über dem langen dunkelbraunen Kleid trug sie ein aus zig Riemen bestehendes Lederkorsett (das Verschnüren muss eine Wissenschaft für sich sein) sowie einen extravaganten, aber keineswegs protzigen, da zu eleganten Kopfschmuck, zwei gestutzte, horizontale abgehende Federflügel – müsste jedem, die noch nie ein Stück von ihr gehört hat, schon klar gewesen sein, dass das ein ruhiger Abend werden würde. Eine Sängerin, die sich kleidet, wie es eine griechische Göttin zu tun pflegte (vergessen Sie alle alten Gemälde), sich, was nicht so ganz einfach ist, auch gleich deren vornehme und kultivierte Haltung zu eigen gemacht hat, zieht sich nicht dreimal während der Show um, geschweige denn würde sie mit jungen Männern auf der Bühne tanzen. Klar, dass das Publikum lange warten musste, bis PJ Harvey, deren Konzert am Montag live im Internet (u. a. vom Guardian) übertragen wurde, sich an ihre Fans wandte – nach rund einer Stunde, als sie und ihre Musiker im Begriff waren, die Bühne zu verlassen, begrüßte bzw. bedankte sie sich bei ihren Fans. Es ist aber nicht so, dass ihr Schweigen zwischen den Songs ihr jemand für übel genommen hätte. Ganz im Gegenteil, ich empfand es als sehr wohltuend, nicht zu erfahren, welches Stück als nächstes gespielt wird. Die Ausleuchtung der Bühne ließ auch gar keine Ankündigungen zu – meistens waren nur die Musiker zu sehen, zwischen den Stücken dann oft gar niemand mehr. Es war so dunkel, dass die Band die Bühnen hätte unbemerkt verlassen können. Vermutlich wären die Fans erst nach 3 Minuten unruhig geworden. Die Musik, allen voran „The Glorius Land“, das ich wegen des Signals zum Sammeln (meine Vermutung) eines Signaltrompeters zu meinem Lieblingsstück erkoren habe (das Signal kann gar nicht oft genug gegeben werden), war natürlich großartig (mehr hier). Für eine Sekunde, an der Stelle 3:33, traf sie sogar den Ton, den eine Sängerin in einem Lied, was ich mag und in dem es um Amerika geht, des öfteren anschlägt. Die Kameras wurden wieder perfekt eingesetzt, nur eben waren die Sequenzen länger, was den Eindruck vermittelte, es würde ein wenig ruhiger und gemächlicher als bei Florence zugehen. Zu gemächlich zu Werke gegangen ist Tom Cruise sicherlich nicht (sein Stauffenberg lief gestern), nichtsdestoweniger habe ich den Eindruck, dass Branagh, der von Tresckow spielt, den Film einigermaßen sehenswert werden ließ. Im Nachhinein muss ich sagen, dass die Verwundung Stauffenbergs in Nordafrika gleichzeitig auch ein schwerer Schlag für den Schauspieler Cruise gewesen ist. Schade, dass das schon nach 5 Minuten passieren musste. Mein Gefühl sagt mir, nur ein Film, in dem er nach seiner Genesung als Kommandant eines Tigers 20 T-34 abschießt, dann als Kommandeur einer Kompanie den Kreml stürmt und später in einer Messerschmitt das Empire State Building beschießt, hätte sein wahres Können zur Geltung bringen können. Der Regisseur wollte aber unbedingt einen Film machen, der das Geschehen korrekt wiedergibt. Das nennt man dann wohl Pech. Die Reihe über gute Deutsche im WWII geht heute und morgen weiter. Diesmal ist es ein U-Bootkommandant. Bei der ARD.
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