Nur ein „Salery Cap“ kann der Bundesliga noch helfen

Dass ausgerechnet Hoeness mal zu denen gehöre, denen die Ehre, die ihnen gebührt, verwehrt werden würde, hätte sich bis Sonnabend niemand vorstellen können, er sicherlich überhaupt nicht. Wie gut, dass es diese Kolumne, die sich bemüht, fair zu sein, was nicht immer leicht fällt, gibt. Dieser ist nämlich aufgefallen, dass niemand ihn dafür lobt, in einer Zeit, in der die Aktienkurse in den Keller rauschten, Gewinne zu machen. Als er nämlich anfing, zu spekulieren, war die Dotcom-Blase im Begriff, zu platzen. Und er tat es auch noch mit fremdem Geld, das wohl jeder auf das Sparbuch gebracht hätte, statt in Aktien, deren Kurse niemand vorherzusagen wagte, zu machen. Zwei Jahre später konnte er den Kredit nicht nur zurückzahlen, sondern er hatte gar einen Gewinn erwirtschaftet, den er so klug anlegte, dass er Jahre später in der Lage war, einige Millionen € Kapitalertragssteuer nachzuzahlen. (Über diese Steuer ärgert sich der gemeine deutsche Sparer schwarz. Hoeness musste aber zu viel nachzahlen, um auf Verständnis hoffen zu können.)

Darüber nicht in der Öffentlichkeit reden zu dürfen, muss ihn besonders geschmerzt haben. Er, der, egal ob es angebracht war oder nicht, stets und ständig erzählte, was für ein toller Verein der FC Bayern sei, durfte den Menschen nicht mitteilen, dass er auch ein sehr guter Broker sei (vermutlich ist er im Geldanlegen besser als im Managen). Das war bestimmt sehr hart für ihn. Für jene, die die Bayern nicht mögen (ich zähle auch zu denen) ist es aber ganz besonders bitter – was hätten wir nicht alles getan, um Hoeness davon zu überzeugen, dass es besser für ihn sei, in der Schweiz mit Aktien zu dealen, wenn wir gewusst hätten, dass er so gerne spekuliert. Schon der Gedanke, er könnte den Job schmeißen, hätte die Bosse fast sämtlicher Vereine in Euphorie versetzt. Ade Depression! Endlich wieder Hoffnung, einen überdurchschnittlich jungen Spieler nicht gleich nach seiner zweiten guten Saison abgeben zu müssen. Und mal Meister werden zu können. Hoeness‘ Politik, vornehmlich bei den Konkurrenten zu wildern, machte jede Hoffnung zunichte. Auf Dauer konnte kein Klub mit ihm mithalten. Meistens reichte es nur für vier oder fünf Jahre.

Eine Änderung des Geschäftsmodells ist nicht in Sicht – im Gegenteil, die Verpflichtung Götzes für 37 Mill. € zeigt, dass sein Nachfolger Sammer „Motzki“ dessen Philosophie fortsetzt. (Ich bin gespannt, wann die ersten Spieler sich über sein Gemeckere lustig machen werden. Der Level „am Hintern vorbei“ dürfte aber schon erreicht sein.) Für die nächste Zeit droht Langeweile, was nicht unbedingt schlecht sein muss, stachelt diese doch den Unmut der Fans an, die es schnell leid sein werden, wenn ständig nur Spieler eines Vereines die Meisterschale nebst diverser Pokale hochhalten dürfen. Unter diesen Umständen wird die Revolution bestimmt kommen. (Es sei denn, es finden sich zwei oder drei Milliardäre, die den Wunsch verspüren, einen Bundesligisten ihr Eigen zu nennen bzw. dessen Geschicke bestimmen zu wollen.)

Mit anderen Worten – Hoeness und Sammer sind ihre eigenen Totengräber. Karl Marx hatte also recht. Wie wird nach der Revolution gekickt? Die Regeln werden sich sicherlich nicht ändern. Niemand muss fürchten, dass sein Lieblingsverein „Traktor“ oder „Motor“ heißen könnte (mein Lieblingsname ist „Zecher“ München). Reichlich Geld wird man als Spieler auch noch verdienen können. Nur eben nicht mehr so viel wie heute, denn nur ein „Salary Cap“ kann die Liga wieder spannend machen. In Amerika wird das längst praktiziert.

PS: Schrecklich, wenn Männer, die besondere Positionen bekleiden, glauben, bis ins hohe Alter arbeiten zu müssen. Mehdorn ist solch ein Typ. Gestern las ich, dass Peymann (75) bis 2016 beim Berliner Ensemble bleibt. Warum überlässt er seinen Job als Intendant nicht einem Jüngeren? Er könnte ja noch so viel machen, bspw. als Theaterkritiker arbeiten. Der Filmrenzensent des Observers ist 80.

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