Nichts kann die Emanzipation aufhalten

Was wollen Frauen sich nicht noch alles antun? Als ich bei Wiki auf ein Bild gestoßen bin, das eine Frau zeigt, die nicht nur einen Baumstamm elegant werfen kann (was mich, der geglaubt hat, endlich eine Sportart gefunden zu haben, die Frauen nicht betreiben, immer noch verwirrt), sondern sie mich in diesem Wettbewerb vor 8 Jahren auch geschlagen hätte (wenn das keine gesunde Selbstkritik ist), habe ich mich entschlossen, die Suche nach einer Disziplin, das das weibliche Geschlecht bisher noch nicht wettkampfmäßig praktiziert, aufzugeben – alle Männerdomänen sind erobert, Zeit, endlich den Männer zu sagen, wie sie ihre Lieblingssportarten zu betreiben haben. Dass eine Französin, in deren Heimat, passend zur Jahreszeit, gerade darüber diskutiert wird, ob der Trend, am Strand nicht mehr den blanken Busen zu zeigen, auch das Ende der Emanzipation und des Feminismus‚ bedeutet, die erste ist, die sich in eine Welt, in der die Männer bisher unter sich gewesen sind, wagen, wundert mich nicht. Die französischen Frauen waren schon immer sehr fortschrittlich. Und natürlich modebewusst. Aber warum versucht sie sich in einem Metier, das schnell alt macht? Eine Anstellung als Skisprungtrainerin wäre weitaus gesünder, da diese mit wenig Stress verbunden ist. Als Coach eines Boxstars lebt es sich bestimmt auch nicht schlecht. (Das Problem ist, die richtigen Worte in den Pausen zu finden. Allzu schrill sollten die Aufforderungen, dem Gegner gehörig einzuheizen, nicht sein. Heute hört ja jeder mit.)

Aber Trainerin einer Profifußballmannschaft? Ein Beruf, der absolut ungeeignet erscheint, sein jugendliches Aussehen einigermaßen zu bewahren. Ein Job mit der Lizenz zum Altwerden. Ein Trainer, egal ob bei Real oder dem hiesigen HFC, ist immer gezeichnet. Entweder bekommt er ein faltiges Gesicht (Wenger), ergraut (Mourinho) oder wird dick (Ancelotti). Guardiola als Ausnahme bestätigt die Regel. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit bzw. der Anzahl der Oktoberfeste, bis er Hoeness ähnlich sein wird. Genau diesen stressigen und für die meisten, die ihn ausüben, undankbaren Job hat sich Corinne Diacre ausgesucht. (Ich finde es sehr sympathisch von ihren Eltern, dass sie bei der Wahl ihres Namens auf Zeichen ober- und unterhalb der Buchstaben verzichtet haben.) Die Frage ist, ob sie überhaupt die Chance erhält, das Altern ihres Gesichts im Spiegel verfolgen zu können. Der Auftakt war nicht sehr vielversprechend. Ihr Team hat verloren. Auf mich macht sie einen sehr guten Eindruck – sachlich, kompetent, zielbewusst, energisch. Bin gespannt, wie sie sich schlagen wird.

Weiterhin schlecht schlagen sich für meinen Geschmack die deutsche Journalisten. Obwohl die Autoren der SZ am Beginn ihres Artikels bemerken, die ukrainische Armee wolle „Straße und Straße, Block um Block“ im harten Kampf, also mit hohen Verlusten für die Bevölkerung, erobern (sie führen dafür sogar ein Indiz an), stellen sie nach zwei Absätzen, in denen es um die Situation der Menschen geht, im vierten die für sie zentrale Frage, nämlich wie sich Russland verhalten werde. Mal wieder sollen die Russen kommen. Diesmal kämen sie mit dem Emblem russischen Friedenstruppen. Wenn das wörtlich gemeint ist, hätte ich gern gewusst, wie es aussieht. Was Poroschenko ist mal wieder über jede Kritik erhaben. Dabei müsste doch die Information, am 24. August soll alles vorbei sein, die Reporter aufhorchen lassen. Was ist das für eine Regierung, die, koste es, was es wolle, am Unabhängigkeitstag dicht besiedelte Gebiete, in denen Menschen leben, von denen viele für die Eigenständigkeit ihres Territoriums gestimmt haben, zurückerobert wissen möchte? Es könnte sich um eine völkische Regierung handeln. Denen ist es egal, was Menschen, die kritisch zu ihr stehen, von ihr halten. Dem Nationalbewusstsein hat sich alles unterzuordnen. Auf Verluste wird keine Rücksicht genommen. Selbst die eigenen Leute werden nicht geschont.

PS: Übrigens hat Stalin für die Befreiung Berlins auch einen Termin gesetzt. Es war der 1. Mai.

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Eine Antwort zu Nichts kann die Emanzipation aufhalten

  1. Emmitt sagt:

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