Nichts für „Drucker August“

Bedauernswerte SPD – nicht mal während eines Parteitag, auf dem die Führung versuchte, möglichst viele Teilnehmer für eine Koalition mit den Konservativen zu gewinnen, schaffte die „alte Tante“ es mehr, ganz oben bei allen wichtigen Internetmedien zu landen. Ausgerechnet Wulff, dessen Prozess, bei dem es um 712,00 € geht, gestern eröffnet wurde, hat ihr den Platz streitig gemacht. Das muss deprimierend sein. Um sich der uneingeschränkten Aufmerksamkeit der Journalisten sicher zu sein, hätte ein PR-Mann darüber abstimmen lassen, ob die SPD mit den Linken eine Regierung bilden sollte. (Stattdessen sind die Delegierten gebeten worden, ihr Urteil über Gabriel zu fällen.) Unter diesen Umständen hätte selbst Wulff, über dessen Prozess bei Illner diskutiert und in Kulturzeit berichtet wurde, keine Chance gehabt. Während sich die Parteioberen gestern noch geärgert haben, wären sie heute vermutlich ganz froh, wenn es ein Thema gäbe, das die Medien als wichtiger erachten würden – je weniger Menschen erfahren, dass fast alle Genossen, die sich für ein Amt bewarben, viel weniger Stimmen als bei der letzten Parteiwahl erhalten haben, desto besser für das Image.

Dabei ist die Partei noch nicht einmal mit Merkel liiert. Schon für das Bestreben, mit ihr zusammenarbeiten zu wollen, sind die Oberen abgestraft worden. Deren Ergebnisse sind so schlecht, dass ihnen nur bleibt, zu hoffen, bei „Mutti“ untertauchen zu können. Diese Leute gewinnen keine Wahl. Jetzt weiß ich, dass Steinbrück wirklich ihr bester Mann ist. Zu allem Überfluss verzockt sich der „großer Vorsitzende“ Gabriel vor dem Parteitag mal wieder – während er sich Merkel an den Hals wirft, posaunt er der Linken, die weiß, dass er sie gar nicht meint, ins Ohr, es in vier Jahren mit ihr zu versuchen. Es sollte nur jeder sehen, wie stark er ist. Dieses Pfauen-Gehabe haben sie ihm in Leipzig nicht abgenommen. Die Hälfte seiner Federn hat in Sachsen gelassen. Ob die nachwachsen? Ich bin skeptisch. Merkel ist ebenfalls heute schon aufgefallen, dass Gabriel und seine Partei seit ein paar Stunden halbnackt sind – gerade lese ich, dass sie von der SPD mehr Sparsamkeit fordere. Das hätte sie sich nicht getraut, wenn Gabriel und Co. bessere Ergebnisse eingefahren hätten. Sie glaubt, dass die SPD einknicken wird. Wenn Gabriel clever ist, nimmt er den Fehdehandschuh, den Merkel ihm zugeworfen hat, auf. Das ist allemal besser, als sich vier Jahre lang unterbuttern zu lassen.

Wer stoppt die Weihnachtsmärkte? So wie die Blumen wegen des Klimawandels von Jahr zu Jahr eher blühen, starten die Märkte immer früher. In Halle sind es zwei Tage. Die Frage ist, wie lange der Totensonntag dem Druck noch standhält. Bis jetzt steht die Barriere noch. Aber wie lange? Die Evangelen werden ja nicht mehr. Eigentlich geht es schon Mitte November, in Halle seit gestern, los. Am Mittwoch hatten die Marktleute (sofern sie nicht Ausweichplätze nutzen), die fast alle jeden Wochentag kommen, ihren letzten Verkaufstag. (Ausgerechnet wenn die größten Umsätze gemacht werden.) Seit gestern werden die Stände aufgebaut. Am 25. rücken die Glühwein-Kampftrinker an. Ade, deutsche Bierkultur. Bier im Warmen ist nur noch etwas für Warmduscher. Davon lässt sich ein wahrer Kneipenliebhaber nicht beeindrucken.

PS: Wenn Sie lesen, Halle habe eine 85 Meter hohe „Adventskerze“, müssen Sie nicht fürchten, heißer Wachs könnte Sie, Ihre Frau oder Ihre Kinder verletzen. Es ist nahezu ausgeschlossen, dass die Kerze umkippt, denn die steht dort schon einige hundert Jahre lang.

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