Neue Hymne für Europa

Einmal ist (zwar) keinmal, dennoch stehen die Chancen, im September wieder „Ding Dong! The Witch is dead“ zu hören, äußerst schlecht – in den Umfragen liegt Merkel vorne, und trotz Steinbrücks guter Parteitagsrede am letzten Wochenende deutet nichts darauf hin, dass sein Wunsch, Kanzler zu werden, in Erfüllung gehen könnte, Europa darum weiter auf das Ereignis, das den Kontinent zusammenbringt bzw. die Europäer -schweißt, warten muss. Selbst die Franzosen, für die die amerikanische Kultur ein Gräuel ist, würden zu diesem Lied auf den Straßen tanzen, was beweist, dass es wirklich schlecht um den alten Kontinent steht. Nur in Deutschland bliebe alles ruhig – während ringsherum der Bär steppen würde, herrschte im Auge des Gute-Laune-Hurricans, der sich im Gegensatz zu seinen bösartigen Brüdern in der Karibik nicht von der Stelle rühren würde, absolute Windstille. Selbst die Gegner Merkels würden sich nicht trauen, ihre Niederlage zu feiern. Vermutlich können sie das auch gar nicht. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Während im „Zauberer von Oz“ ein Haus, das ein Wirbelsturm in die Luft geschleudert hat, erschlagen wird, die Hexe des Ostens unter sich begräbt, ist Merkel, solange sie in der Lage ist, ihren Arm rechtzeitig in die Höhe zu strecken (nur eine ihrer engen Jacken könnte sie daran hindern), nahezu immun gegen solche Gefahren, sie also nur an sich selbst scheitern kann. Sie macht grundsätzlich keine Fehler, was nicht an ihr liegt, sondern ihre Politik unterschiedlich wahrgenommen wird. Außerhalb Deutschlands hagelt es Kritik, innerhalb des Landes gibt es nur Lob.

Aber wäre es nicht pietätlos, wenn ausgerechnet ein Stück, das die BBC nicht mehr spielt, ein neues Zeitalter einleiten würde? Nur Psychologen können klären, ob die Leute wirklich das Lied downgeloadet haben, weil sie Thatcher hassen bzw. sich darüber freuen, dass sie gestorben ist. Vielmehr können sie sich an den Jubel, den ihr Ausscheiden aus dem Amt bei ihnen ausgelöst hat, erinnern. Damals war das Lied ein Renner. Ein Land, in dem es Usus ist, immer am 5. November des Jahres Puppen eines Mannes zu verbrennen, der vor mehr als 407 Jahren versucht hat, den Palast von Westminster samt Parlamentariern in die Luft zu jagen, sollte sich nicht wundern, wenn „Ding Dong“ Platz 2 der Charts erklimmt. 5000 Verkäufe haben gefehlt, um ganz oben zu laden. Sollte Maggies Beerdigung wirklich so pompös wie jene Churchills ausfallen, stehen die Chance nicht schlecht, kommenden Sonntag Platz 1 zu erreichen.

Die erste Mücke dieses Jahres – sie attackierte mich gegen 22:00 Uhr mehrmals – lässt Böses befürchten – mir ist sie entschieden zu groß gewesen (vor einer Woche lag ja noch ein wenig Schnee). Mich hat sie an die japanischen Monsterfilme erinnert (die Kreaturen sind besonders hässlich und furchterregend). Irgendwie unförmig. Zu große Flügel. Glücklicherweise hat sie sich verzogen. Ich hoffe, sie ist erstickt.

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