Ms. May ist noch viel schlimmer als Brüssel

Das Königreich wählt, und falls, wie so häufig in letzter Zeit, die Meinungsforscher mit ihren Umfragen wieder einmal völlig daneben liegen (der Vorsprung der Torries beträgt 21 Prozent), kann May, die heute völlig überraschend die Briten aufgefordert hat, am 8. Juni ein ihr genehmes Parlament zu wählen, sich damit trösten, endlich mit einem Spitznamen, den ihr großes Vorbild Thatcher schon hatte, lange bevor sie Premierministerin wurde, aufwarten zu können. Wenn ausgerechnet ein Reporter (ich vermute, es war ein Mann) aus dem Land der starken Frauen (ich erinnere nur an Ninotschka und die vielen Traktoristinnen, die es dort gab) sie 1976 als Eiserne Lady bezeichnet hat, muss Margaret alles, was der Sowjetbürger (damals gab es noch keine Nationalitäten) an Frauenpower erlebt hat, in den Schatten gestellt haben. Da ich nicht für Radio Moskau schreibe, bleibt jenen, die wünschen, dass der Name, den ich für May ausgesucht habe, ebenfalls überall bekannt werden soll, nur übrig, sich zu vorzustellen, der Sender hätte ihn verfasst. Lange Rede, kurzer Sinn – angesichts der Chuzpe, mir nichts, dir nichts Wahlen abhalten zu wollen, hat sie es verdient, „Frau Erdogan“ genannt zu werden. Wegen der vier Frauen, die ein Muslime haben darf, sollte sich May aber drauf einstellen, dass der Opportunismus zweier weitere Politikerinnen auf diese Weise Anerkennung findet. Im Rahmen der Möglichkeiten hat sie alle Mittel, die ihr zur Verfügung stehen, Vorteil aus dem Brexit-Votum zu ziehen, ausgeschöpft. „Brexit means Brexit“ – wir Deutschen haben da unser eigenes Wort, nämlich „alternativlos“ – hat erst einmal dafür gesorgt, dass allen, die am Sinn der Austritts zweifelten, gleich in den ersten Minuten ihre Amtszeit sein musste, dass es unheimlich schwer werden würde, bei ihr Gehör zu finden. Und wenn man dank einer Presse, die fast einhellig den Austritt wünscht, es sich erlauben kann, Mizaru (nichts sehen), Kikazaru (nichts hören) und Iwazaru (nichts sagen) nachzueifern, ist man nach knapp einem Jahr dort angelangt, wovon die meisten Politiker nur träumen – fast die Hälfte der Wahlberechtigten legen ihr undemokratisches Verhalten und ihre Sturheit als Führungs- und Willensstärke aus. May, Pardon „Frau Erdogan“ ist sich ihrer Sache so sicher, dass sie glaubt, es sich leisten zu können, nicht an der britischen Elefantenrunde (die muss unbedingt wieder eingeführt werden) teilzunehmen. Arme Untertanen ihre Majestät kann man da nur sagen – sie haben die Arroganz Brüssels gegen jene „Frau Erdogans“ eingetauscht. Das ist ein absolutes schlechtes Geschäft, denn im Gegensatz zu ihr reden die Eurokraten wie wild darauf los. Vor allem aber gehen sie einem Streit nicht aus dem Weg. Der Spitzenkandidat der SPD ist das beste Beispiel dafür.. (Jetzt muss ich aber Schluss schnell. Sonst komme ich noch auf die Idee, den letzten Satz zu streichen.)

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