Margaret Thatcher um Altersweisheit gebracht (wieder neue deutsche Superserie)

Sollte Margaret Thatcher je die Absicht gehabt haben, sich dafür zu rächen, dass ihre eigene Partei sie aus der Downing Street gejagt hat, ist ihr das mit ihrem Tod mit ziemlicher Sicherheit gelungen – wer hat schon Verständnis für einen Premierminister, der wegen ihres Dahinscheidens, das nicht unverhofft kam, seine Europareise abbricht, um nach London zurückzukehren? Ihr wäre das nicht passiert. Sie wäre weiter nach Paris geflogen. Sie hätte sich verpflichtet gefühlt, der Welt zu zeigen, dass sie zu Recht „Eiserne Lady“ genannt wird. Ob im Himmel oder in der Hölle – Thatcher wird sich köstlich über Cameron amüsieren. „Was für ein blasierter Kerl!“ „Denkt, er kann Kapital aus meinem Tod schlagen.“ „Lackaffe!“ (Klingt ein wenig zu „fritzisch“. Ich lasse es aber trotzdem stehen.) Das Schöne an unserer Vorstellung von Himmel und Hölle ist, dass wir glauben, alle sind wieder gesund und wohlauf, Thatcher also nicht mehr geistig umnachtet ist. Ob sie nun über Ihr Tun nachdenken wird, bezweifele ich. Wir werden es nie erfahren. Leider war es ihr nicht vergönnt, im Alter auf das, was sie erreicht hat, zurückzublicken. Sie hat keine Interviews gegeben. Sie musste sich nie für ihre Politik rechtfertigen. Manche Menschen werden altersweise und milde. Sie wurde es nicht. Ihre Krankheit brachte sie um die Chance, sich in einem anderen Licht zu präsentieren. Hätte Cameron seine Diensttour unterbrochen, wenn Thatcher sich bis zu ihrem Tode in die Politik eingemischt hätte? Womöglich jedes Jahr noch ein Buch veröffentlicht hätte? Ihre Sprachlosigkeit machte sie erst zu einer zeitlosen Ikone. Man redete über sie. Nur sie sagte nichts. Sie revidierte nichts. Bekräftigte nichts. Lobte nichts. (Unfreiwilliges) Schweigen als (ungewollte) Marketingstrategie. Das gab es wohl noch nie.

Endlich ein Krimi, in dem es nicht darum gehe, einen Täter zu überführen, sondern zu verstehen, warum er die Tat begangen habe, jubeln die Kritiker. Das klingt recht vielversprechend, jedoch hat die so gelobte Serie „Verbrechen nach Ferdinand von Schirach“ mich schwer enttäuscht – der Arzt hat seine Frau (prollig, vulgär) viel zu spät umgebracht. Spätestens zu seinem 60. hätte er sich ihrer entledigen müssen. So quälte die mich weitere 5 Minuten. 12 Jahre später hat er es dann gewagt. Mit Trude Herr, die sehr seiner Ehefrau ähnelt, wäre ihm das nicht passiert. Es gibt in dem Film nichts, was unverhofft kommt. Der Zuschauer weiß sofort, was passieren wird. Zu allem Überfluss sind als Animation noch die Werkzeuge, mit denen die Taten begangen wurden, zu sehen. Das erinnert mich an Rudi Carells „Am laufenden Band“. Dort musste sich der Sieger die Gegenstände, die an ihm vorbeirollten, merken. Ich habe versucht, mir die Mordinstrumente (Axt, Würgedraht etc.) einzuprägen. Und das kurz vor dem Schlafengehen. Vielleicht gibt es am Ende – übernächsten Sonntag ist Schluss – einen Preis zu gewinnen (es ist zu erraten, aus welchem Teil die Mordwaffe stammt). Wer den nüchternen Stil des Autors (der erfindet wirklich nichts) nicht mag, wird keinen Gefallen an dieser Serie finden. Und Charaktere der Täter bzw. Personen, die Leonhardt verteidigt, haben mich bis jetzt auch nicht gefesselt.

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