Manet – für bequeme Bildungsbürger

Monet mit Manet zu verwechseln ist nur nicht peinlich, sondern kann auch teuer werden, wie ich gestern feststellen musste – fast zwei Djangos durfte ich löhnen, um mir den vermeintlichen Monet-Film „Exhibition: Manet – Portraeying Life“ anschauen zu können. Der Schock saß tief, als ich den Preis vernahm. Mein Pech war, dass ich gelesen hatte, der Film würde am selben Tag auch in New York ausgestrahlt werden. Da musste ich einfach dabei sein. Meine Laune besserte sich, als es ohne Werbung und Trailer pünktlichst losging, und das sogar auf der gesamten Leinwand, was das Gucken zu einem großen Erlebnis machte. (Langsam wurde mir klar, dass ich die beiden Monets, die bei meinen Eltern in der Wohnung stehen, nicht sehen würde.) Als in der Mitte des Films vom „Pariser Salon“ und dem „Salon des Refusés“ die Rede war, wurde mir bewusst, warum das bisher Gezeigte nicht in mir den Wunsch erweckten, die Ausstellung zu besuchen (bis morgen wäre noch Zeit) – an dunkelgrünen, ins grau gehenden Wänden hängen die Manets in Reih und Glied. Und ziemlich weit auseinander. Vermutlich ist den Produzenten beim Drehen nicht in den Sinn gekommen, dass sich jemand am Hängen stören könnte. Und wenn, hätten sie eh nicht erwogen, die Kuratorin zu fragen, nach welchen Gesichtspunkten sie die Gemälde angeordnet hat. Aussagen bezüglich der Gestaltung der Räume hielten sich auch in Grenzen – man müsse für die Stücke die richtige Tapete finden. Das war auch schon alles. Im Mittelpunkt standen einige Manets, die diverse Experten ausgiebig erklärten. Mich hätte eine Diskussion über die Anordnung viel mehr interessiert.

Als er lebte, war dies völlig anders. Über das Hängen hat man sich damals noch richtig gestritten. Und schön bunt ging es zu. Ganz nach meinem Geschmack.
Dagegen sind die heutigen Ausstellungen richtig steril. Ist solch ein Aufbau angesichts der Art und Weise, wie im Internet Fotos präsentiert werden, überhaupt noch zeitgemäß? Die Pariser, die Mitte des 19. Jahrhunderts lebten, konnten noch die Bilder miteinander vergleichen. Dem heutigen Museumsbesucher ist das fast unmöglich. Er steht immer nur vor einem Werk. Und muss sich immer wieder umstellen. Wenn er vor dem nächsten Gemälde steht, ist das alte schon wieder vergessen. Er ist zugleich unter- und überfordert – ihm wird schnell langweilig, wenn ihm Besonderheiten nicht auffallen. Dann wird es anstrengend. Nur Leute, die Zeit und den Ehrgeiz haben, unbedingt mehr über dessen Techniken und Entwicklung wissen zu wollen, können an diesem Konzept Gefallen finden. An vier oder fünf Bilder, die nahe beieinander hängen, lässt sich viel besser dessen Maltechnik und Werdegang erklären. Ein Film über eine Ausstellung ist für jene, denen es zu anstrengend ist, sich durch die Räume zu quälen, genau das richtige. Zwar kommt auch beim Sehen der Punkt, wo man geneigt ist, abzuschalten. Jedoch kommt meistens wieder die Aufmerksamkeit zurück. Und das ganz schnell. Im Museum ist diese meistens für immer weg. Erst draußen wird es besser.

PS: Ungefähr so wie beim Telegraph läuft der Film ab. Dazu gibt es viel Chopin.

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