Langsam wird die Krim für die Ukraine gefährlich

Sie haben es geschafft, und das ohne Zeugen, denn wider Erwarten haben die Russen alle die interessantesten Manöver, die bisher der Bau der Brücke zur Krim mit sich brachte, in der tiefsten Nacht durchgeführt, so dass alle, die am Sonntag darauf gehofft hatten, sehen zu können, wie ein 6000 Tonnen schweres Brückenteil von mehreren Schleppern an die Stelle, von der es eingeparkt werden soll, transportiert werden würde, ziemlich enttäuscht waren – erst nach 22:00 Uhr hat der Verband die 5 km in Angriff genommen. Es versteht sich, dass die Russen gleich nach Ankunft die Brücke sofort zwischen die beiden Pfeilern bugsiert haben. Hochgehoben wurde der Stahlbogen dann in der darauffolgenden Nacht. Sollte die Montage des Teils für die Autobahn, die im September geplant ist, ebenfalls komplikationslos vonstattengehen, darf sich der Kreml rühmen, innerhalb kürzester Zeit die Krim umgepolt zu haben – lief früher der Verkehr fast ausschließlich über den Westen, rollt nun alles über den Osten. Vermutlich wäre dies viel billiger zu haben gewesen – eine Eisenbahnbrücke mit Shuttle-Service für Autos hätte sicherlich auch gereicht. Mit der neuen Verbindung und dank der Sanktionen hat die Krim gute Chancen, zur Folienzeltinsel, die Russland mit Obst und Gemüse versorgt, zu werden. Eine Touristeninsel ist sie schon. Ebenso eine Militärinsel, ohne die Auslandseinsätze wie jener in Syrien nicht möglich wären. Es ist sicherlich kein Zufall, dass ausgerechnet heute bekannt wurde, dass der Kriegshafen in Sewastopol 2019 modernisiert werden soll. Angesichts der immensen Summen, die Russland in die Krim steckt, ist es an der Zeit, einzusehen, dass es kein Interesse hat, die Ukraine zu besetzen, um die Insel auf dem Landweg erreichen zu können. Steinmeier meinte noch vor gut einem Jahr, dass Putin dies plane. Vielmehr sieht es danach aus, als suche der Kreml den Wettstreit mit der Ukraine mit der Absicht, angesichts der Erfolge, die Russland aufzuweisen hat, die russischstämmigen Ukrainer dazu zu bewegen, wieder einen Kandidaten, der Moskau zugetan ist, zu wählen. Poroschenko wird sich darum bald entscheiden müssen, ob er das Land weiter im Kriegszustand, der sein Land aussaugt, belässt oder versucht, mit den Republiken in Donezk und Lugansk Frieden zu schließen. Dabei kann ihm eigentlich egal sein, ob diese Regionen weiter zur Ukrainer gehören oder nicht. Im Geheimen hofft er bestimmt, die Russen würden ihm die angeblich maroden und heruntergekommenen Gebiete abnehmen, ohne dass er eine Gegenleistung erbringen müsse (diesen Gefallen werden sie ihm natürlich nicht tun). Für kann nur wichtig sein, dass der Zermürbungskrieg, der sein Land lähmt, bald zu einem Ende kommt.

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