Klappe, die zweite!

Die hiesigen Medien haben das Krippenspiel entdeckt – höchste Zeit, eine zweite Reconquista zu starten. Die erste Hürde ist bereits genommen – das Buch, das den Deutschen sagt, warum ihre Kinder nicht mehr die Weihnachtsgeschichte nachspielen dürfen, liegt schon lange vor. So lang, dass ich bereits vor knapp 3 Jahren – diesen Sonntag werden es genau drei – die Forderung „Nieder mit dem Krippenspiel“ begeistert aufgegriffen habe. Leider ohne durchschlagenden Erfolg, wie das jüngste Fest zeigt. Was nutzen wissenschaftlichen Begründungen, ohne denen in Deutschland, dem Hort der Rationalität, keine Veränderungen möglich sind, wenn es keinen Anlass gibt, aufgrund dieser den Kindern das Mitwirken im Spiel zu untersagen? Dankenswerterweise hat nun die Redaktion der „MZ“ mit ihrer Entscheidung, auf mehreren Blättern einigen Krippenspielen dieser Region jeweils ein Sechstel der Seite zu widmen, Atheisten sowie progressiven Christen in helle Aufregung versetzt. (Natürlich in gleichgroßen Boxen, da man Eltern und Kinder nicht in in Versuchung bringen will, sich darüber zu beschweren, dass bspw. die Aufführung in Zerbst mehr Raum als die in Bittefeld einnehmen würde – das leidige neunte Gebot, der Neid: ein Albtraum für Christen.) Nicht wenige der Erstgenannten werden beim Lesen vor Wut gekocht haben. Letztgenannte werden sich wegen der einseitigen Parteinahme – schließlich gibt es ja noch andere Aktivitäten, so z. B. Plätzchen backen – geschämt haben. Das reicht natürlich noch nicht für eine Reconquista. Immerhin beschert die MZ mit der Ausgabe am Heiligabend ihre Leser nach Weihnachten – die ersten Leserbriefe, in denen die Abonnenten ihren Unmut zum Ausdruck bringen, sind schon geschrieben. Das wird richtig interessant. Natürlich musste, wie schon 2011, meinFigaro kurz vor der Bescherung ebenfalls über das Krippenspiel berichten. Sollte eine Zeitung, die in Dresden erscheint, sich ebenfalls diesem Thema ausführlichst gewidmet haben, bin ich guter Hoffnung, dass die nächste Demonstration PEGIDAs nur noch halb so gut wie sonst besucht sein wird – wer zu Weihnachten unaufhörlich mit Segnungen des Abendlandes überschüttet wird, ist derer schnell überdrüssig. Hätte ich die Berichte über die Krippe gelesen, wäre ich nicht einmal mehr in der Lage gewesen, mich ins Weihnachtskonzert unseres Bundespräsidenten, von dem ich bis vor wenigen Minuten dachte, dieses würde es erst seit Gauck im Amt geben, was natürlich völlig falsch ist (schon seit 20 Jahren produziert das ZDF die Reihe „Weihnachten mit dem Bundespräsidenten“), hinein zu zappen (Gauck hat, wie könnte es auch anders sein, eine Kirche gewählt). Man muss eben Prioritäten setzen. Apropos Prioritäten – warum zeigen ARD und ZDF ausschließlich deutsche Produktionen zum Fest? Erstaunlicherweise regt sich niemand darüber auf. Wenigstens halten ARTE und 3Sat dagegen. Wegen der Beteiligung ausländischer Sender wird das Zukunft auch noch so bleiben. Deutscher kann das Fernsehen jedenfalls kaum noch werden.

PS: Der Preis für das Buch ist recht hoch. Zu teuer, um eine Massenbewegung auszulösen.

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