Kein Platz für künstliche Intelligenz in männlicher Form?

Sich vorzustellen, ein weiblicher Roboter könnte einen Mann dazu bringen, sich mit ihr zusammenzutun, um einen anderen auszuschalten, dürfte bis vor kurzem, also Anfang des Jahres, als „Ex Machina“ in die Kinos gekommen ist, für die meisten genauso abwegig gewesenen sein wie für jene, die vor rund 20 Jahren Sarah Wagenknecht in den Talkshows erlebt haben, der Glaube, dass sie einmal Gysi beerben könnte. Zwei Frauen, die zwar nicht zusammengehören, dafür uns aber zeigen, was in Zukunft passieren könnte – dank der Vorliebe männliche Programmierer für weibliche Rundungen ist es nicht ausgeschlossen, dass irgendwann weibliche Roboter – sehr zum Überdruss jener, die sie in die Welt gesetzt haben – das Sagen haben werden. Ich werde das wohl nicht mehr erleben, was ich sehr bedaure, bin ich doch im Gegensatz zu unserem Protagonisten, der, um es altmodisch zu sagen, vom der Computerfrau Ava sehr angetan ist, nicht deren Charme und Anmut erlegen. Ich fand sie recht amüsant. Sicherlich wäre es ein Segen für die Menschheit, wenn alle Roboterinnen so gut wie Ava gelingen würden. Leider wird es Ausnahmen geben, denn jeder Spezialist wird bestrebt sein, sein Model so zu konstruieren, dass es in der Lage ist, seine Konkurrentinnen auszustechen. Kratzbürstigkeit und unerbittliche Härte werden dann angesagt sein.

Trotz völliger Unkenntnis des Genres Science Fiction verblüfft mich jetzt noch, dass sich während der Vorstellung mein Erstaunen über das, was auf der Leinwand vor sich geht, in Grenzen gehalten hat. Der Werdegang Wagenknechts ist viel aufregender. (Das heißt nicht, dass der „Ex Machina“ langweilig wäre. Ganz im Gegenteil!) Das liegt wohl zum einen an ihren ersten Auftritten, als sie den Eindruck vermittelte, bei ihr müsse es sich um die kälteste, unnahbarste und verbissenste (Jung)Politikerin des Landes handeln. Auch ihr „Rosa-Luxemburg“-Outfit (ein geschlossener Kragen war ihr Markenzeichen) half nicht, Sympathien einzuheimsen. Wie und wann sie sich änderte, kann ich heute gar nicht sagen. In Jauchs letzter Sendung durfte sie jedenfalls das Orakel geben – eine Rolle, die für jemanden, der zur Partei „Die Linke“ gehört, nicht selbstverständlich ist. Gysi ist bisher nie so viel Freiraum gewährt worden. Nun ist sie auch von RT (Sophieco) eingeladen worden. Wagenknecht hat in diesem Jahr wirklich einen rasanten Aufstieg hingelegt. Bleibt zu hoffen, dass das Ende der Krise in Griechenland nicht ihren Absturz bedeutet. Im Augenblick sieht es eher danach aus, als ob die gleichen Fehler (Verbrauchssteuern gehen hoch, Renten runter) wiederholt werden würden. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Europas Politiker dies nur tun, um den Griechen zu zeigen, dass es keine Alternativen gibt. Jeder, der gegen die Austeritätspolitik Brüssels angeht, wird, sobald er im Amt ist, kompromittiert. Mit diesem Gebaren sind für die Wähler am Ende nur noch radikale Parteien wählbar. Die EU hat ein neue Versailles-Variante erfunden, die nicht unbedingt zu einem Krieg zwischen Ländern führen muss. Bürgerkriege sind aber nicht ausgeschlossen.

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