Kapitalisten enteignen sich selbst – sogar für Marx utopisch

Geschichte wiederholt sich, nur eben anders, wie das Resultat der jüngsten Sanktionen, die Trump gegen diverse Kapitalisten, die sich in Russland Oligarchen nennen, verhängt hat, zeigt – genauso wie 1917, als keiner von jenen, die Lenin ermöglichten, Deutschland in einem Sonderzug zu durchqueren, gedacht hat, es würde ihm gelingen, einen kommunistischen Staat, der sich auf Dauer behauptet, zu etablieren, kann sich mehr als 100 Jahre später kaum jemand vorstellen, dass ein Kapitalist das Ende vieler Kapitalisten, die noch viel reicher als er selbst sind, einleiten könnte. Da lt. diesiger Meinung ein Oligarch nur ein Oligarch sein kann, wenn er sich mit Putin gut versteht, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Schicksal Deripaskas, dessen Aluminiumkonzern Rusal nicht mehr seine Schulden bedienen kann, ereilt, recht groß – wenn nichts mehr geht, bleibt Putin wohl nichts anderes übrig, als die Firmen durch den Staat übernehmen zu lasen. Dass sich die Kapitalisten mal selbst enteignen könnten, hätte sich Marx nicht ein seinen kühnsten Träumen vorstellen können. Noch ist es nicht so weit, obwohl Medwedew seine Minister schon angewiesen haben soll, nach Wegen, wie man den betroffenen Unternehmen helfen könne, zu suchen. Jedoch braucht es nicht viel zu, um dahin zu kommen. Wenn sich bspw. Russland entschließen sollte, Macron, der einen Schlag gegen Syrien erwägt, entgegenzutreten, wären mit Sicherheit neue Sanktionen zu erwarten – wenn (vermutlich) alleine die Syrier mit ihrer veralteten Technik es geschafft haben sollen, 5 der 8 Raketen, die die Israelis auf deren wichtigsten Stützpunkt abfeuerten, abzufangen, dürfte die Erfolgsquote der Russen weitaus höher liegen (dann kommt womöglich gar nichts mehr durch). Die Frage ist nur, ob Russland bereit ist, weitere Strafmaßnahmen, die die Kapitalisten bzw. deren Firmen in die Pleite treiben, in Kauf zu nehmen. Putin ist eben nicht Lenin oder Trotzki, die ein solches Szenario als Fügung des Himmels aufgefasst hätten. Beide hätten die Konfrontation regelrecht gesucht. In Russlands Wirtschaftselite, so scheint es mir, ist viel zu neoliberal, um darauf zu kommen, dass bald wieder alles „Volkseigentum“ sein könnte. Am Ende entscheiden wohl die Bürger, wie es weitergeht. Der Beliebtheitsgrad der Oligarchen sich in Grenzen hält, sind dem Staat Grenzen gesetzt – er wird es sich nicht erlauben können, unter allen Umständen den Besitz der Kapitalisten zu schützen. Russlands Elite tut gut daran, sich schon mal mit Volksaktien zu beschäftigen (die gab es schon einmal, aber irgendwie haben windige Leute es geschafft, sich derer zu bemächtigen). So weit ich weiß, kann man weder bei Marx, Engels oder Lenin nachlesen, was jetzt zu tun wäre. Da hilft nur, zu improvisieren. Und irgendwann gibt es dann auch das Handbuch „Volkseigentum effizient gemanagt“.

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