Frauen an die Macht? (nicht unbedingt)

Hollywood hat das deutsche Fernsehen, das darauf spezialisiert ist, berühmte Menschen und bedeutende Ereignisse zu verfilmen, entdeckt – während Jessie Owens („Race“) im Juli in die Kino kommt, müssen wir uns noch mindestens ein Jahr gedulden, bis wir im Kino erleben dürfen, wie die „Kursk“ untergegangen ist. Sollte der Regisseur es noch hinbekommen, auf Putins katastrophales Krisenmanagement einzugehen (sicherlich der Tiefpunkt seiner Präsidentenkarriere), kann sich der Kinogänger absolut sicher sein, alles über die Tragödie erfahren zu haben. So wie er das vom deutschen Fernsehen gewohnt ist. Natürlich gibt es noch weiße Flecke, unter denen sich Personen, von den die Programmgestalter glauben, sie würden keine Quoten bringen, verbergen. Für den Fall, dass ein Filmmacher auf die Idee kommt, unsere kürzlich verstorbene Volksbildungsministerin könnte die Leute vor die Fernseher locken, kann es für das Gelingen des Werkes nicht schaden, zu erfahren, dass nicht alle Margot gehasst haben – zwei Monate, also den gesamten Hochsommer, hat sie uns nicht in die Schule gelassen (eine Woche länger als in Frankreich). Dennoch fingen die neuen Schuljahre nie einen Tag zu früh an. Dass sich kein französisches Lebensgefühl eingestellt hat, hat wohl mit der Länge der Küste zu tun – die war einfach zu kurz, um allen einen Urlaub am Strand zu ermöglichen. Sie war durch und durch ein Freund der Schüler – kaum jemand blieb bei ihr sitzen. Nur kritisieren durfte man sie und ihren Mann nicht. Vielleicht schafft ein Regisseur es, mit diesen Hinweisen ein Film zu produzieren, der Margot als fortschrittliche Ministerin, die jedoch immer wieder von Mielke gebremst wird, zeigt. Wie der Film über Clinton denkt, weiß zur Stunde niemand. Im Augenblick gilt sie für viele als das kleinere Übel. Das kann sich schnell ändern, wenn sich Artikel wie jener Israel Shamirs häufen. Dessen These, dass Männer sich beim Wählen nicht davon leiten lassen, was sie sind, sondern was sie denken, finde ich sehr interessant. Clinton führt einen Identitäts-Wahlkampf, den er entschieden ablehnt (drastischer geht es kaum). Erstaunlicherweise funktioniert es. Wie können die Afro-Amerikaner für Clinton stimmen, wenn Sanders das bessere Programm bietet? Und ist Sanders wegen seiner Taktik, die Diskriminierung der Minderheiten nicht auszuschlachten, nicht der modernere Politiker? Im Glauben, seine Politik werde das Leben vieler Nichtweißer eh verbessern, hat er darauf verzichtet, sich während des Wahlkampfes bevorzugt den Minderheiten zu während. Clinton ist da viel geschickter – sie findet immer den richtigen Ton gegenüber den Schwarzen. Das kommt an, deshalb kann sich sie der Unterstützung dieser Gruppen sicher sein. Unpolitischer geht es kaum. Dennoch wird sie die Wahl gewinnen. Wenn Trump nicht noch Kreide isst.

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