Jetzt fehlen im Bundestag nur noch die Fakten

Die Stimmung im Bundestag – lt. Prantl zünftig, spannungsgeladen und aufmerksamkeitsheischend – muss schon recht gut gewesen sein, jedoch hat es mit den Fakten noch etwas gehapert, was nicht weiter schlimm wäre, wenn unsere Qualitätsmedien die Dinge richtig stellen würden. Die Zeitung, die sich als einzige daran gemacht hat, ihre Leser aufzuklären, hat es dann sogar geschafft, bei jenen, die nicht zu faul sind, bei Wiki nachzuschlagen, weil deren Erklärungen ihnen faul vorkommt, noch mehr Befremden als die AfD auszulösen. Es hilft nicht, darauf zu verweisen, dass möglicherweise dies der erste Artikel über Clara Zetkin in der Zeitung sei. Da kann schon mal etwas schieflaufen. Lt. eines AfD-Parlamentariers heute im Bundestag habe letztmalig Göring es gewagt, der älteste Abgeordneten, eben Zetkin, zu verbieten, die Eröffnungsrede zu halten. Natürlich haben sie sich im Bundestag mehr daran gestoßen, dass der AfD-Mann es wagte, Göring ins Spiel zu bringen, als über die eigentliche Aussage, die natürlich nicht stimmt. Wie die FAZ richtig schreibt, war Zetkin bei der Eröffnung des Reichstags im März 1933 nicht mehr dabei, das aber nicht freiwillig, wie auf Wiki zu lesen ist. Dass die FAZ in ihrem Faktencheck darauf verzichtet, zu erklären, dass nach dem Reichstagsbrand kommunistische Abgeordnete verhaftet worden sind und die Nazis jenen, die im Frühjahr gewählt wurden, die Mandate entzogen haben, ist wesentlich verwerflicher und chauvinistischer als die Behauptung des AfD-Manns. (Zetkin war zu dieser Zeit schon in Moskau, wo sie im Juni starb.) Wenn die Medien keine Lust haben, Behauptungen (wertfrei) zu prüfen, werden in den nächsten vier Jahren Hobby-Historiker wegen ihrer Expertise gefragte Leute sein. (Von Natur aus können die gar nicht anders, als zu überprüfen, ob jemand die Wahrheit gesagt hat. ) Denn Jamaika kommt mit allem Drum und Dran. Nur auf den Reggae werden wir, wie eine Zeitung meint, verzichten müssen. Aus Angst, bei Neuwahlen gerupft zu werden, müssen alle vier Parteien unbedingt ran.

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