Eine WM zwischen Alt und Jung

So schnell kann es gehen – gerade als ich im Begriff war, über die Stars, die im Fußballolymp thronen, zu schreiben, deren WM könnte so glanzlos verlaufen, dass wegen ihres frühen Ausscheidens sie nach dem Endspiel niemand mehr vermissen würde, hat mich Messi mit einem wunderschönen Tor, das wohl nur er hätte erzielen können, eines Besseren belehrt. Passend zum Ausrichter, der für viele ein Buch mit sieben Siegeln ist, macht es diese WM den Zuschauern wirklich nicht leicht – schon in der Gruppenphase macht sich das Gefühl breit, dass die falschen Teams weiterkommen würden. Jedenfalls ergeht es mir so. Und da in den Ausscheidungsspielen öfter die Mannschaft, die am wenigsten zur Unterhaltung der Fans beigetragen hat, gewinnen, lässt das auf eine WM schließen, die en gros Resultate, über die ich mich ärgern werde, liefert, wie es in den achtzigern, als der neutrale Fußballfan inständig darauf hoffte, Brasilien möge Weltmeister werden, üblich war. Ein Überteam, das den Göttern zu sehr ähnelt, so dass sie deren Spieler leiden lassen, hat sich bisher noch nicht gezeigt, jedoch sind mit Marokko, dem Iran und Peru bereits Mannschaften ausgeschieden, deren Spielweise mindestens so attraktiv wie jene Teams, die sie am Weiterkommen gehindert haben, ist. Vor Ronaldos Altherrenmannschaft, die sich wohl bereits auf dem Heimweg befinden würde, wenn das Spiel gegen den Iran 5 Minuten länger gedauert hätte, brauchen sich die Urus, die nicht wesentlich jünger und zum allem Unglück die Erfinder des Langeweile-Fußballs sind, kaum zu fürchten. Die Spanier, deren Interimstrainer Hierro unbeirrt an der alten Garde festhält, sind nicht viel besser dran. Im Augenblick sehe ich diese nur in der übernächsten Runde. Beinahe wäre schon jetzt für eine „Rentnerband“ das Aus gekommen – mit Ach und Krach haben sich die Gauchos für die nächste Runde qualifiziert (für mich hätte es einen Handelfmeter für Nigeria geben müssen). Wenigstens kommt es nun zum ersten Clash zwischen Alt und Jung. Ob Frankreichs Jungstars die Altherrenriege in Schach halten kann, ist angesichts deren minimalistischen Spielweise (weniger kann man nicht tun, um die K.o.-Runde zu erreichen) jedoch höchst ungewiss. Für die Franzosen spricht aber das Kollektiv, das spätestens nach dieser WM über den Erfolg einer Mannschaft entscheidet. Das hat das Zeug, sich in einen Spielrausch zu steigern, der den Argentiniern wegen ihres mangelnden Talents wohl für lange Zeit vorenthalten bleibt (huevos würden lt. Valdano leider in Argentinien den Ton angeben). England und Belgien traue ich auch zu, sich berauschen zu können. Brasilien hat das Pech, einen Star, den man nicht auf die Bank setzen kann, im Team zu haben. Ohne ihn wäre die Mannschaft viel besser. Warum Tita ihn nicht im Spiel gegen Costa Rica ausgewechselt hat, ist mir ein Rätsel. Mit seinen Attitüden zerstört er das Gefüge jeder Mannschaft. Von den drei Superstars ist er, was den Mannschaftssport betrifft, der undienlichste.

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