Eine Renaissance-Frau geht in die Politik

Hitler malte, Stalin dichtete, Churchill malte und schrieb, und über Marina Weisband, von der ich erst seit Dienstag weiß, dass sie Geschäftsführerin der Piraten ist, heißt es, sie probiere sich nicht nur als Malerin sowie als Verfasserin von Kurzgeschichten aus, sondern sie würde, so steht es auf Spiegelonline, auch noch auch Musik machen und Theater spielen, sie zudem noch einen Faible für Vampire, den sie mit Freuden teile, habe, was sie, so glaube ich zu wissen, bestens für ihren zukünftigen Beruf als Psychologin vorbereitet – wer diese “putzigen“ Tiere mag, braucht wirklich nicht zu fürchten, dass ihn Abgründe der menschlichen Seele, mit denen sie mehr als jeder andere konfrontiert sein wird, zermürben könnten. Und da sie fleißig twittere, bloggere und facebooke, kann jeder, der will, daran teilhaben, so der Autor, der die Homestory im typischen Spiegelstil – ein Merkmal dieser Art des Schreibens ist, den Leser wissen zu lassen, dass man der Person, über die berichtet wird, argwöhnisch und skeptisch gegenübersteht, was die Reportage authentischer machen soll – verfasst hat. Die Leute vom Spiegel lassen sich eben nicht so leicht beeindrucken, was mich bzw. Sie nicht davon abhalten sollte, sich darüber zu freuen, dass eine Frau mit so vielen Talenten, immerhin haben Galeristen ihre Bilder für wert befunden, ausgestellt zu werden, sich in die Politik wagt, zumal wenn der Eindruck besteht, die etablierten Vertreter der Parteien könnten nur Politik, was natürlich nicht stimmt. Beispielsweise hat Schröder, nachdem er ins Kanzleramt eingezogen war, im Spiegel eine Buchrezension, die mehr sehr gut gefallen hat, veröffentlichen dürfen. Es muss ein Abenteuerroman gewesen sein (leider weiß ich nicht mehr, über welchen Roman er schrieb). Steinbrück hat auch über Gebiete, die nichts mit seinem Aufgabengebiet zu tun hat, geschrieben, unter anderem gab er sein Urteil über ein Geschichtsbruch ab, während Gysi einer staunenden Leserschaft nach der Bekanntgabe des Nobelpreises für Literatur 2007 mitteilte, dass die Preisträgerin seine Tante Doris Lessing, mit der einen engen Kontakt pflegen würde, wäre. Auf politischer Ebene haben die drei natürlich weit mehr bewegt als Weisband, die sich dort erst noch beweisen muss, sie aber hat dank der neuen Medien den Vorteil, sich bei ihrem Einstieg als Politikerin, die kulturell umfassend gebildet ist, präsentieren zu können, und das in einem so starken Maße, dass es nicht übertrieben klingt, zu behaupten, mit ihr kommt eine Frau ins Geschäft, die mehr mit einer der Oberschicht angehörenden Person der Renaissance als mit typischen Vertretern der heutigen Politikergarde gemein hat. Die waren ja meistens sehr gebildet (letztgenannte übrigens auch), jedoch war deren Interesse nicht nur auf die Politik und die Ökonomie beschränkt. Es gehörte zum guten Ton, sich der Kunst und dem Wohlergehen der Untertanen zu widmen. Vor allem taten sie kund, für was sie sich interessierten. Das ist dem heutigen Politiker, der, so hat es den Anschein, alles Kulturelle meidet, fremd. Es wird Zeit, dass sich das ändert, denn der letzte führende Politiker, dem die Kunst, speziell Architektur, wichtig gewesen ist, war Mitterand. Und der schied bekanntlich vor 17 Jahren aus dem Amt. Wäre ich ihr PR-Mann, würde ich ihr raten, ihren Lebensstil nicht zu ändern. Nur an ihrer Art, sich zu kleiden, hätte ich etwas zu mäkeln – der Stil, den sie gewählt hat (sowjetischer Spätbarock), ist einfach unvorteilhaft. Erstaunlich, dass die Umgebung, die sie als Kind erlebt hat, so prägte. Im DLF hat es darüber einen interessanten Bericht gegeben – der Tenor: niemals rosa Spielzeug Mädchen schenken (auch nicht Jungen).

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