Ein Wochenende der (Problem)Frauen (Ironie)

Über Berlusconi gibt es wahrlich nicht viel Gutes zu berichten, da dies jedoch ein Blog ist, für den Objektivität und Fairness Gebote sind, die unter allen Umständen eingehalten werden müssen, komme ich nicht umhin, meine teuren Leser darauf hinzuweisen, dass Olvido Hormigos, von der ein delikates Privatvideo, das sie mit dem Handy gemacht hatte, durch widrige Umstände ins Netz gelangte, sich bei einer Regierung, der der Schlager-Contore vorsteht, keine Sorgen zu machen bräuchte. Diesen Aufruhr hätte der Cavaliere geschickt zu nutzen verstanden. Dass er sie nur zur neuen Schulleiterin (zur Zeit ist sie in der Unterstufe tätig) ernennen würde, läge einzig und allein an dessen Beratern, die ihm (mit großer Mühe) ausgeredet hätten, dass ein solches Video bzw. ihre tolle Figur sie nicht gleich dazu qualifiziere, den Posten des Bildungsministers auszuüben. Berlusconi ist aber nicht mehr im Amt, und als er ging, so es so aus, als ob ein Comeback so gut wie ausgeschlossen wäre, angesichts seines drögen Nachfolgers Monti – sein immer gleicher Gesichtsausdruck macht ihn zum Schrecken jener, die ihr Geld mit dem Liften verdienen – würde ich mich nicht wundern, wenn er bald wieder einer Regierung vorstünde.

Zum anderen lebt Hormigos in Spanien, und zwar nahe Toledo, die, bevor die Juden im 15. Jahrhundert aus Spanien vertrieben wurden, ziemlich Multi-Kulti war. Da verwundert es mich schon, dass nirgendwo zu lesen ist, die katholische Kirche habe darauf gedrängt, sie zu beurlauben. Schließlich ist das ja der Bible Belt Spaniens (ich will nicht unerwähnt lassen, dass sie in ihrem Heimatdorf übelst beschimpft und beleidigt wurde).

Im protestantischen Original auf der anderen Seite des Atlantiks wäre die Situation völlig anders – wütende Mütter, jede bewaffnet mit einem Schild, das so stabil ist, dass es auch für den Nahkampf genutzt werden könnte, würden vor der Schule Spalier laufen und Parolen kreischen, was den einen oder anderen Liebhaber alter Filme – in denen können die Frauen singen, zudem haben sie Humor – erschaudern lassen würde (das wäre ein Thema für eine Diplomarbeit mit dem Titel „Frauenprotest im Wandel der Zeit“). Kinder und Jugendliche, die für ihren Verbleib kämpften, hätten keine Chance. Sie würden sofort in die Flucht geschlagen werden.

Es ist sicher reiner Zufall, dass just am letzten Wochenende bekannt wurde, Bettina Wulff habe Google aufgefordert, alle Felder, die beim Eintippen ihres Namens auf deren Suchseite darauf hinweisen, dass sie als Prostituierte arbeitete, zu löschen. Google sagt, die Suchbegriffe kommen vom „Volk“ kommen, sprich die Firma nur Wörter, die User sehr oft nutzen bzw. verwendet haben, automatisch anbietet. Das Motto „Volkes Wille geschehe“ klingt im ersten Moment recht logisch, nach einer kurzen Zeit kommt aber die Erkenntnis, dass diese Argumentation nicht richtig ist – sie hat nun mal nicht als Prostituierte gearbeitet, und wenn in der Zeit, als ihr Mann Bundespräsident war, noch ein großes öffentliches Interesse bestand, mit Hilfe Googles zu erfahren, was an den Gerüchten dran sein könnte, interessiert sich heute kein Mensch mehr dafür, darum die Firma alle Verweise, die auf das Rotlichtmilieu deuten, löschen sollte. Da Google über alles eine Statistik führt, werden sie genau sagen können, wie oft „Bettina Wulff“ in Verbindung mit „Escort“ angeklickt wurde. Wenn Google nicht einlenkt, wird ein Gericht darüber entscheiden, ob der „Rufmord im Namen des Volkes“ legal ist.

PS: Wie man sich täuschen kann. Lese gerade, dass Monti sehr beliebt sei. Viele Parteien würden ihn liebend gerne als Spitzenkandidaten haben.

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