Ein seltenes Beispiel für ein gerechtes Frisieren

Kann man fairer als der ADAC betrügen? Da nach der Umfrage, bei der dessen Mitglieder aufgefordert waren, den beliebtesten Wagen zu wählen, der Zahl der Stimmen, die ein Typ erhielt, mit dem gleichen Faktor (10,06131) multipliziert wurden, kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass der Automobilklub zu den ehrlichsten Stimmenfälschern, die es je in der Geschichte gegeben hat, gehört. Mir ist nicht bekannt, dass jemals nobler und ehrenwerter manipuliert worden wäre. Deshalb habe ich versucht, mit Hilfe Googles herauszufinden, ob es etwas Ähnliches schon einmal gegeben hat. Aber wie suchen? Was soll ich eingeben? „Manipulation mit dem gleichen Faktor“ kam mir in den Sinn. Das Resultat ist bescheiden. Die Eingabe des Faktors „10,06131“ spuckt ebenfalls nur unbefriedigende Ergebnisse aus. (Wenigstens weiß ich nun, dass Mainz die Vorwahl 06131 hat.) Womöglich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Suchmaschinen auch den Klub aus München anführen. Ich muss mich also noch gedulden.

Wer glaubt, dass dies der erste und letzte Fall der Aufblähung wichtiger Werte bleiben wird, irrt sich – bis zum vorletzten Wochenende haben fast alle, von den Autogegners mal abgesehen, von der Umfrage, deren Ergebnisse immer mit viel Pomp veröffentlicht worden sind, prächtig profitiert. Die vielen Stimmen suggerierten, dass die Deutschen weiterhin die Autonarren schlechthin wären. Und daran sich nicht so bald etwas ändern würde, trotz der Grünen. Da statt eines obligatorischen fünfstelligen Wertes für den Sieger dieser sich in diesem Jahr mit vier Stellen begnügen muss, sind Zweifel angebracht – schließlich hätten sich fast 19 Millionen an der Wahl beteiligen können. 3400 Stimmen haben für den Sieger gereicht. Warum interessieren sich so wenig Leute für Autos? Das zeugt nicht gerade von Begeisterung für Automobile. Neuwagen kaufen eh nur noch Leute, die über fünfzig sind. Die bleiben auch ihr ganzes Leben lang einer Marke treu. Jüngere Menschen handeln da pragmatischer, auch weil sie sich das neueste Modell nicht leisten können. Oder dieses ihnen zu teuer ist. Für die Autoindustrie sind die Zahlen schlimmer als für den ADAC, der immerhin darauf verweisen kann, dass die Leute nicht eintreten, um an der Wahl des „Goldenen Engels“ teilzunehmen. Die scheinen aus ganz anderen Gründen zu kommen. Darum hätte der Klub, ohne Schaden zu nehmen, die jährliche Wahl schon längst abblasen können. Bei den Autobossen müssen angesichts der geringen Beteiligung die Alarmglocken läuten. Das Interesse an Autos schwindet. Neuwagen sind nicht mehr so wichtig. Je älter die Fahrzeuge, desto mehr hat der ADAC zu tun.

Sicherlich wird es bald mehr Fälle dieser Art geben. Da Zahlen Macht und Einfluss bedeuten, schreit das System förmlich nach Werten, die Eindruck machen. Niemand sollte sich wundern, wenn es morgen bspw. hieße, die Saudis hätten am Ende des Jahres kein Öl mehr.

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